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Die bronzezeitliche Außensiedlung von Troia
Antragsteller
Dr. Stephan W. E. Blum
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465871987
Nur wenige Orte der Antike haben in den letzten drei Jahrtausenden die Aufmerksamkeit so stark auf sich gezogen wie Troia. Mit ausschlaggebend hierfür waren freilich die dem griechischen Dichter Homer zugeschriebenen Epen Ilias und Odyssee, in denen ein von Heroen um diese Siedlung geführter, mythischer Krieg überliefert wird. Mit der Ausgrabung Troias durch Heinrich Schliemann hat die Wirkung des Mythos im 19. Jahrhundert eine neue Dynamik gewonnen. Die Erforschung der bronzezeitlichen Hinterlassenschaften, vor allem derjenigen der spätbronzezeitlichen „Unterstadt“, also der Besiedlung außerhalb der Burg von Troia, gewann dabei zunehmend an Bedeutung und bildete schließlich auch eines der Hauptziele der Tübinger Forschungen zwischen 1987 und 2015. Die „Unterstadt-Frage“ löste heftige akademische und öffentliche Diskussionen um die Interpretation der Grabungsergebnisse aus. Im Kern kreist die Kontroverse um die Größe und Bedeutung des spätbronzezeitlichen Troia. Während Korfmann in Troia ein überregionales, städtisches Handelszentrum sah, beschränken es einige Fachkollegen der Prähistorischen Archäologie sowie Vertreter der Altorientalistik und Alten Geschichte auf eine nur mittelmäßig bedeutende Siedlung. Die im Zuge der Debatte geführte, teils ins unsachliche abdriftende und von persönlichen Anfeindungen bis hin zu Fälschungsvorwürfen überschattete Diskussion wurde in desolatem Zustand hinterlassen. Die „Unterstadt-Frage“ steht noch immer ungelöst im Raum, ohne dass ein befriedigender Konsens gefunden wurde. Angestrebt wird daher eine umfassende, monographische Vorlage der im Rahmen der Tübinger Grabungen außerhalb der Burg von Troia erzielten Forschungsergebnisse, vor deren Hintergrund eine neutrale – explizit befundimmanente – Einschätzung und Bewertung der vorgebrachten Kritikpunkte möglich sein wird. Durch den unerwartet frühen Tod Dr. Peter Jablonkas am 21. Juli 2019, der seit Grabungsbeginn mit der Außensiedlung thematisch betraut und für deren Präsentation innerhalb der Endpublikation des Tübinger Troia-Projekts verantwortlich war, steht zu befürchten, dass das über viele Jahre hinweg zusammengestellte Material unpubliziert bleibt. Im Rahmen vorliegenden Antrags soll das umfangreiche Datenmaterial zur Außensiedlung Troias der Wissenschaftsgemeinde zur kritischen Prüfung vorlegt.Aufgrund der prominenten Stellung Troias ist zudem die Erstellung eines Web-GIS geplant, über das nicht nur der engere Kreis der Fachkollegen erreicht werden soll, sondern auch die breite Öffentlichkeit. Nach ihrer Vervollständigung und strukturellen Gliederung sollen hierfür sämtliche Geodaten des Troia-Projekts einschließlich aller Perioden- und Phasenpläne etc. wahlweise zur interaktiven Nutzung im Internet oder zum Download zur lokalen Nutzung bereitgestellt werden. Auf diese Weise soll zudem die Möglichkeit geschaffen werden, bislang unveröffentlichte kontextuelle und stratigraphische Informationen zu früheren Publikationen einzusehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen