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Die Schwellen des Asyls: Eine Literatur- und Diskursgeschichte

Antragsteller Dr. Till Breyer
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2021 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466038128
 
Das Forschungsprojekt im Rahmen des Walter-Benjamin-Stipendiums ist Teil meines Habilitationsprojekts zur Geschichte des europäischen Asyls seit der Französischen Revolution. Die Transformationen des Begriffs ‚Asyl‘ und der damit verbundenen Praktiken werden zum einen als Rechtsgeschichte, zum anderen als Schauplatz kultureller Kommunikationsprozesse im Zeitalter des Nationalstaats perspektiviert. Asyl, so die leitende These, wird seit dem späten 18. Jh. immer mehr als Ort eines prekären und umkämpften Sprechens erkennbar. So ist bis heute das (illegale) Übertreten einer Staatsgrenze mit Formen des Erzählens, teilweise sogar behördlichen Erzählzwängen verbunden. In den Modellierungen des Asyls als diskursivem Ort kommt der performativen Kraft der Sprache und insbesondere der Institution ‚Literatur‘ eine zentrale Rolle zu.Bewegt sich die geplante Arbeit zum einen im Bereich des Fachs Germanistik, indem – neben französischen und englischen Autor/innnen und Diskursen – überwiegend deutschsprachige Texte untersucht werden, so zielt sie auf der anderen Seite gerade auf die Überschreitungen nationaler und staatsbürgerlicher Zugehörigkeit. Das Interesse gilt solchen Facetten einer komparatistisch eingebetteten ‚deutschen Literatur‘, die die multiple Identität von Sprache, Territorium und Staat nicht reproduzieren, sondern gerade problematisieren. Das anvisierte Projekt knüpft an neuere Forschungsfelder an und erarbeitet auf der Grundlage rechts-, migrations-, politik- und kulturwissenschaftliche Studien eine diskursgeschichtliche Konzeption von Asyl als Ort einer spezifischen, politisch-literarischen Kommunikation. Es zielt damit sowohl auf einen kaum beachteten Bereich im Verhältnis von Literatur und Recht als auch auf ein genaueres Verständnis der Rolle kultureller Codierungen von Mobilität.Für die Zeit an der Universität Aix-Marseille, die im Herbst 2021 (Sept.) beginnen könnte, ist die Arbeit an Buchkapiteln zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geplant. In diesen spielen insbesondere die Flüchtlingswellen der 1930er und 40er Jahre in Richtung Paris und Marseille eine zentrale Rolle. Im Austausch mit der hoch interessanten kulturwissenschaftlichen Exilforschung, die an der Universität Aix-Marseille betrieben und von meinem Gastgeber Prof. Alexis Nuselovici, aber auch anderen Kolleg*innen wie Prof. Catherine Mazauric (Aix-Marseille) betrieben wird, sowie anhand von Studien in relevanten Archiven in Marseille soll der Zusammenhang von Narration, Rechtsgeschichte und Flucht-Bürokratie erarbeitet und auf Konzeptionen des Asyls bezogen werden. Während meines Aufenthalts werde ich an dem von Prof. Nuselovici ins Leben gerufenen "Laboratoire" zu Literatur und Exil teilnehmen und eigene Ergebnisse präsentieren können. Außerdem werde ich die Arbeit der Forschergruppe "Exil et Migrations" am Collège d'études mondiales (Paris) kennenlernen, die ebenfalls von Prof. Nuselovici geleitet wird. Eine Publikation in einer Peer-Review-Zeitschrift ist geplant.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Frankreich
 
 

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