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Die zugrundeliegenden Basistendenzen individueller Unterschiede in prosozialem Verhalten

Antragstellerin Dr. Isabel Thielmann
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466142385
 
Prosoziale Verhaltensweisen wie Hilfeleistung, Kooperation und Reziprozität sind essentielle Bestandteile zwischenmenschlicher Beziehungen sowie der Funktionsweise von Gesellschaften im Allgemeinen. Demnach ist es von höchster Wichtigkeit, die zugrundeliegenden Einflussfaktoren prosozialen Verhaltens zu verstehen. Ein konsistenter Befund über zahlreiche Studien hinweg zeigt, dass es substantielle individuelle Unterschiede in prosozialem Verhalten gibt: Während manche Personen inhärent prosozial sind, verhalten sich andere vor allem eigennützig. Um diese interindividuelle Varianz zu erklären, hat Forschung in der Psychologie und darüber hinaus eine Vielzahl verschiedener Persönlichkeitseigenschaften in Erwägung gezogen und deren Einfluss auf prosoziale Verhaltensweisen in verschiedenen Klassen sozialer Situationen untersucht. Allerdings haben die meisten dieser Studien lediglich den Zusammenhang einzelner Persönlichkeitseigenschaften mit prosozialem Verhalten in einzelnen Situationen betrachtet und erlauben demnach kein umfassenderes und systematischeres Verständnis darüber, welche Eigenschaften prosoziales Verhalten in welchen Klassen von Situationen vorhersagen und warum. Das vorliegende Projekt zielt darauf ab, diese Einschränkungen früherer Forschung zu überwinden, indem es die „Basistendenzen“ (geteilte, zugrundeliegende Kerne konzeptuell ähnlicher Persönlichkeitseigenschaften) identifiziert, die individuellen Unterschieden in prosozialem Verhalten über verschiedene Situationen hinweg zugrunde liegen. Zu diesem Zweck baut das Projekt auf dem Konzept situationaler „Affordances“ und der Idee auf, dass soziale Situationen vier zentrale Affordances beinhalten: (i) die Möglichkeit zur Ausbeutung, (ii) die Möglichkeit zur Reziprozität, (iii) zeitlicher Konflikt und (iv) Abhängigkeit unter Unsicherheit. Diese Affordances erlauben es, spezifische (Klassen von) Persönlichkeitseigenschaften in prosozialem Verhalten auszudrücken. Dementsprechend wird die Hypothese aufgestellt, dass vier „Basistendenzen“ (geteilte, zugrundeliegende Kerne konzeptuell ähnlicher Eigenschaften) die offenkundigen individuellen Unterschiede in prosozialem Verhalten in verschiedenen Situationen vorhersagen können. Das Projekt testet diese Hypothese über neun Studien hinweg (aufgeteilt in drei Arbeitspakete), die sich verschiedener Methodik bedienen (z.B. korrelative vs. experimentelle Designs, prosoziales Verhalten in ökonomischen Spielen vs. in Real-Life, Selbst- vs. Fremdberichte der Persönlichkeit). Zusammengefasst stellt das Projekt eine starke theoretische Grundlage für zukünftige Forschung zu individuellen Unterschieden in prosozialem Verhalten zur Verfügung und kann somit das Verständnis menschlicher Prosozialität in vielfältiger Weise vorantreiben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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