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Implizite Voreingenommenheit: Was fehlt uns?

Antragstellerin Dr. Lieke Asma
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466165190
 
Unter impliziter Voreingenommenheit versteht man gewöhnlich diskriminierendes Verhalten, das durch implizite psychologische Zustände verursacht wird. Ein Großteil der Forschung hat sich mit der Messung und dem Verständnis dieser Zustände gewidmet. In erster Linie spiegelt sich das Problem jedoch darin wider, auf welche (sozialen) Tatsachen in der Welt wir reagieren: Verwenden wir unbeabsichtigt und unbewusst Tatsachen wie Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit oder Behinderung, die für unseren Zweck irrelevant sind? Das bedeutet, dass es sich in erster Linie nicht um ein theoretisches Problem handelt; es geht in erster Linie nicht darum, was wir über Mitglieder bestimmter sozialer Gruppen glauben sollten. Vielmehr handelt es sich um ein praktisches Problem: In Anbetracht unserer Ziele sowie der Fairness und der Gerechtigkeit, spiegelt es unser Versagen wider, uns bei unseren Handlungen auf das Gute zu orientieren. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil sie alternative Perspektiven aufzeigt: 1. Die Rolle der sozialen Normen. Wissenschaftler haben argumentiert, dass soziale Normen unsere automatischen psychologischen Prozesse beeinflussen können, aufgrund derer wir unbewusst diskriminieren. Die Charakterisierung des Problems als unbeabsichtigte Diskriminierung legt eine andere Perspektive nahe: Das Teilen bestimmter diskriminierender Normen in unserer sozialen Welt führt dazu, dass wir irrelevante soziale Tatsachen verwenden, während wir denken, dass sie relevant sind. 2. Irrationalität. Es geht nicht darum, ob Überzeugungen oder Assoziationen die Welt korrekt widergeben, sondern darum, ob soziale Tatsachen für unser Ziel relevant sind. Bedeutet dies nun, dass implizite Voreingenommenheit von Natur aus irrational ist? Denn wenn die sozialen Tatsachen relevant wären, würde es nicht als Voreingenommenheit gelten? 3. Das Wesen und die Rolle von Voreingenommenheit in einer soliden praktischen Argumentation. Wissenschaftler haben argumentiert, dass Voreingenommenheit eine unvermeidliche Reaktion auf die Tatsache ist, dass die Daten die Theorie nicht ausreichend repräsentieren. Doch wie funktioniert dies in der praktischen Argumentation? Können wir uns in einer gerechten Welt unseren Vorurteilen hingeben? 4. Der blinde Fleck der Voreingenommenheit und der Gegenvorwurf. Überzeugungen, haben eine "mind-to-world direction of fit" und sind transparent; das gilt nicht für Handlungen und praktische Argumentation. Außerdem legt dies nahe, dass der blinde Fleck und der Gegenvorwurf im letzteren Fall anders funktionieren. 5. Moralische Verantwortung. Sollten wir aus der Perspektive des funktionalen Charakters unserer Verantwortungspraktiken die Menschen vielleicht für die Qualität ihres praktischen Denkens verantwortlich machen, d. h. dafür, wie sie ihre Entscheidungssituation organisieren, um unbeabsichtigte Diskriminierung zu vermeiden?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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