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Eine Tagebuchstudie über den Zusammenhang von ethnischer Diskriminierung in der Schule und schulischem Engagement

Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung von 2021 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466404485
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wenn Schüler*innen, die einer ethnischen Minderheit angehören, aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit diskriminiert werden, kann dies dazu führen, dass sie sich nicht mehr in der Schule engagieren. Die Forschung zu den Zusammenhängen zwischen ethnischer Diskriminierung in der Schule und schulischem Engagement hat sich jedoch vor allem mit Zusammenhängen auf der between-subject Ebene befasst. Ergänzend zu dieser Forschung war es das Ziel dieses Projekts, den Zusammenhang zwischen ethnischer Diskriminierung in der Schule und schulischem Engagement im Alltag über einen Zeitraum von zwei Wochen zu untersuchen. Das Projekt baut auf bestehenden Forschungsarbeiten zu schulischem Engagement, ethnischer Diskriminierung und der Theorie von Identitätsprozessen auf. Diese zeigen, dass Stressfaktoren, die Jugendliche in einem bestimmten Kontext erleben (z.B. ethnische Diskriminierung in der Schule), ihr Engagement in diesem Kontext beeinflussen. Die beiden Hauptmerkmale von Diskriminierung - die Art (offene oder subtile Diskriminierung) und die Ursache (Diskriminierung durch Gleichaltrige oder Lehrer) - können Schülerinnen und Schüler, die einer ethnischen Minderheit angehören, auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Insbesondere wurde erwartet, dass das verhaltensmäßige, kognitive und emotionale Engagement in der Schule abnimmt, wenn die Schüler*innen am selben Tag und am nächsten Tag ethnische Diskriminierung in der Schule erfahren. In die Studie wurden 87 Schüler*innen (62% weiblich, M = 15 Jahre alt) von allen Sekundarschulformen (44,7% Gesamtschule) eingeschlossen. Die Rekrutierung erfolgte sowohl in den Schulen selbst als auch in Jugendzentren des Ruhrgebiets. Die Datenerhebung erfolgte in Form einer digitalen Tagebuchstudie über einen Zeitraum von zwei Wochen. Als Baseline wurden Diskriminierungserfahrungen, schulisches Engagement, Geschlecht, familiäre Herkunft, ethnische Selbstidentifikation und die Anzahl der Bücher im Haushalt erhoben. Anschließend beantworteten die Schüler*innen täglich Fragebögen zu offenen und subtilen Diskriminierungserfahrungen durch Peers und Lehrer*innen sowie zu behavioralem, kognitivem und emotionalem schulischem Engagement. In den Mehrebenenmodellen und nach Kontrolle der Ausgangsmaße für Diskriminierung und schulischem Engagement, und Kontrollvariablen (Geschlecht, Familienhintergrund, ethnische Selbstidentifikation und Anzahl der Bücher zu Hause) deuten die within-subject Effekte darauf hin, dass Schüler an Tagen, an denen sie Diskriminierung durch LehrerInnen und Lehrer und subtile Diskriminierung durch Gleichaltrige (aber keine offene Diskriminierung) wahrnahmen, ein geringeres kognitives schulisches Engagement angaben. Verhalten und emotionales Engagement standen auf der within-subject Ebene in keinem signifikanten Zusammenhang mit einer der Diskriminierungsarten und -ursachen, wohl aber mit der durchschnittlichen Diskriminierung (d.h. Diskriminierungserfahrungen auf der between-subject Ebene durch Peers und Lehrer*innen) im Untersuchungszeitraum. Außerdem fanden wir einen um einen Tag verzögerten Zusammenhang zwischen lehrerbasierter und subtiler Diskriminierung durch Peers und dem emotionalen Engagement am nächsten Tag. Die Ergebnisse aus dem aktuellen Projekt könnten als Grundlage für Interventionen dienen, die Jugendliche und Pädagog*innen dabei unterstützen, Diskriminierung zu erkennen und diese zu bekämpfen. Zukünftige Studien könnten sich auch mit Diskriminierungserfahrungen auf der within-subject Ebene über einen längeren Zeitraum beschäftigen, da es dazu bisher wenig Forschung gibt. Außerdem wäre es hilfreich, die protektive Rolle von wahrgenommener sozialer Unterstützung durch Freund*innen oder Familie gegenüber Diskriminierungserfahrungen zu erforschen.

 
 

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