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Einschätzungen und Feedback von Lehrkräften bei Lernenden mit Migrationshintergrund
Antragstellerin
Dr. Helene Zeeb, seit 9/2021
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung
Förderung von 2021 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466458527
Das Denken und Handeln von Lehrkräften im Unterricht kann je nach wahrgenommenem Migrationshintergrund der Lernenden systematisch verzerrt sein. Unterschiede zeigen sich beispielsweise, wenn Lehrkräfte Fähigkeiten einschätzen oder Feedback geben. Die aktuelle Befundlage ist jedoch dahingehend eingeschränkt, dass überwiegend negative Urteilsverzerrungen (d. h. Verzerrungen zu Ungunsten von Lernenden mit Migrationshintergrund) sowie Herkunftsländer untersucht wurden, welche mit negativen Kompetenzerwartungen verknüpft sind. Zudem wurde bislang unzureichend erforscht, wie individuelle Merkmale der Lehrkräfte fehlerhafte Einschätzungen und dysfunktionales Feedback beeinflussen. Im vorliegenden Projekt sollen gezielt auch positive oder vermeintlich positive Verzerrungen in den Blick genommen werden (d. h. Verzerrungen zugunsten der Lernenden mit Migrationshintergrund, welche sich jedoch trotz guter Absichten ungünstig auswirken können). Diese können zum Beispiel dann auftreten, wenn Lehrkräfte Diskriminierung vermeiden möchten oder wenn ein bestimmter Migrationshintergrund mit positiven Kompetenzerwartungen verknüpft ist. Im Projekt werden zwei übergeordnete Ziele verfolgt: Erstens soll untersucht werden, inwiefern sich Fähigkeitseinschätzungen und Feedback von Lehrkräften je nach wahrgenommenem Migrationshintergrund der Lernenden unterscheiden. Zweitens wird geprüft, welchen Einfluss Überzeugungen und soziale Motive der Lehrkräfte auf Einschätzungen und Feedback bei Lernenden mit Migrationshintergrund haben. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden zwei experimentelle Online-Erhebungen mit Lehramtsstudierenden (Studie 1) und praktizierenden Lehrkräften (Studie 2) durchgeführt. Die Zielgrößen – Fähigkeitseinschätzungen und Feedback – werden anhand von standardisierten Fallvignetten erfasst. In den Fallvignetten wird der Migrationshintergrund der (fiktiven) Lernenden mittels herkunftsspezifischer Vornamen variiert. Hierbei wird unterschieden zwischen einem mit negativen Kompetenzerwartungen verknüpften Migrationshintergrund, einem mit positiven Kompetenzerwartungen verknüpften Migrationshintergrund und keinem Migrationshintergrund. Zusätzlich werden aufseiten der Lehrkräfte Stereotype, multikulturelle Überzeugungen, Überzeugungen über die Veränderbarkeit von Fähigkeiten sowie die Motivation zu vorurteilsfreiem Handeln erfasst.Die Untersuchungen sollen zu einem besseren Verständnis von Einschätzungs- und Feedbackverzerrungen bei Lehrkräften beitragen. Anhand der Ergebnisse können Ansatzpunkte identifiziert werden, wie Fehleinschätzungen und dysfunktionales Feedback gegenüber Lernenden mit Migrationshintergrund verringert werden können. Das Projekt soll somit einen Beitrag leisten, um die schulische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf lange Sicht zu unterstützen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Thamar Voss