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Kontext-basierte Diskriminierung im Schulkontext: Der Einfluss der ethnischen Zusammensetzung von Schulklassen auf die Verwendung von disziplinierenden Maßnahmen durch Lehrkräfte
Antragsteller
Dr. Iniobong Essien
Fachliche Zuordnung
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466464566
Schülerinnen und Schüler mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund sind in verschiedenen Domänen des deutschen Bildungssystems benachteiligt (z.B. hinsichtlich Schulleistungen). Studien deuten außerdem daraufhin, dass Lehrkräfte negative (leistungsbezogene) Stereotype gegenüber diesen Schülerinnen und Schülern haben. Das geplante Projekt verfolgt das Ziel, einen weiteren Mechanismus zu untersuchen der sich im Klassenzimmer abspielt und Unterrichts-Engagement und -Beteiligung von Schülerinnen und Schülern mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund potenziell behindert: der Umgang von Lehrkräften mit störendem Verhalten im Unterricht. Im Rahmen des geplanten Projektes wird ein neuartiges kontextbasiertes Modell diskriminierenden Verhaltens vorgeschlagen. Das Modell nimmt an, dass der Umgang von Lehrkräften mit störendem Verhalten im Unterricht durch Prozesse beeinflusst wird, die auf verschiedenen Ebene angesiedelt sind: auf der Mikroebene (soziale Kategorisierungsprozesse und Stereotype), auf der unmittelbaren Kontextebene (Zusammensetzung von Schulklassen) und auf der intermediären Kontextebene (Zusammensetzung von Nachbarschaften). Das Modell nimmt an, dass die ethnische Zusammensetzung von Schulklassen die soziale Wahrnehmung von Lehrkräften beeinflusst. Demnach beeinflusst die ethnische Zusammensetzung von Schulklassen bei Lehrkräften (a) die chronische Aktivierung der ethnischen Gruppenzugehörigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler, (b) die Aktivierung and Anwendung von negativen gruppenbezogenen Stereotypen, (c) das Entscheidungsverhalten im Klassenkontext hinsichtlich der Verwendung disziplinierender Maßnahmen (kontextbasierte Diskriminierung). Zudem nimmt das Modell an, dass die ethnische und sozioökonomische Zusammensetzung der geographischen Regionen die Schulen umgeben (z.B. Einzugsgebiete) einen moderierenden Einfluss auf kontextbasierte Stereotype und Diskriminierung im Klassenkontext haben. Das geplante Projekt verfolgt das Ziel, die Validität des Modells zu untersuchen. Zu diesem Zweck sollen mittels eines experimentellen Between-Subjects-Designs potenzielle Effekte der ethnischen Zusammensetzung von Schulklassen auf Stereotype und Entscheidungsverhalten bei Lehramtsstudierenden (Studie 1) und Lehrkräften (Studie 2) untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Anette Rohmann; Professorin Dr. Lysann Zander