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GRK 1479:  Automatismen - Kulturtechniken zur Reduzierung von Komplexität

Fachliche Zuordnung Kunst-, Musik-, Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2008 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 46753651
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Automatismen sind definiert als Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen. Es gibt sie auf der Ebene des individuellen und des kollektiven Handelns sowie im Umgang mit Technik. Da sie nicht auf Kreativität, Planung oder Gestaltung sondern auf Wiederholung zurückgehen, verbindet sich mit Automatismen die Vorstellung des Mechanischen. Gleichzeitig funktionieren sie anders als technische Automaten: Es gibt keine Vordefinition, kein ‚Programm‘. Beispiele sind Prozesse der Habitualisierung und der Konventionalisierung; Konventionen und Gewohnheiten schleifen sich ein; was als Struktur zu beobachten ist, ist im Vollzug selbst entstanden. Und oft ist es die verteilte Aktivität Vieler, die solche Strukturen hervorbringt. Dies macht Automatismen als ein Entwicklungsmodell interessant. Wo Planung oder Gestaltung zurücktreten, scheinen in vielen Fällen Automatismen wirksam zu werden. Automatismen bringen – quasi im Rücken der Beteiligten – neue Strukturen hervor. Dies zu zeigen war das Ziel der ersten Bewilligungsphase; an einer breiten Palette von Fallbeispielen haben die Doktorand/innen des Kollegs in ihren Projekten Automatismen im Feld der Medien, der Informationstechnik und der Kultur untersucht. In der zweiten Bewilligungsphase wurde der Fokus verändert: Die neue Hypothese war, dass Automatismen eine Reduzierung von Komplexität leisten. Dies verlieh dem Thema zusätzliche Relevanz: Wenn sich die unterschiedlichsten Wissenschaften einig sind, dass Komplexität eines der herausragenden Probleme der Gegenwartsgesellschaften ist, lag hier die Chance, kultur-, gesellschafts- und techniktheoretische Perspektiven mit konkreten Fragen der Medienund Technikentwicklung zu verbinden. Das Projekt war interdisziplinär angelegt: Auf Seiten der Betreuer/innen wie der Kollegiat/innen waren Kultur- und Sozialwissenschaften, Medienwissenschaften, Literatur- und Filmwissenschaft sowie die Informatik beteiligt. Die Forschungsergebnisse des Projekts wurden in 8 Monografien und 11 Sammelbänden niedergelegt, die neben dem Print auch online (public domain) publiziert wurden. Mit den ‚Automatismen‘ hat das Kolleg einen neuen Begriff in die Medien- und Kulturforschung eingebracht. Dass Automatismen Kulturtechniken sind, die jenseits von Bewusstsein, Intention oder Planung ihren Ort haben, macht die Besonderheit dieses Forschungsfelds aus.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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