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Jenseits der Undarstellbarkeit. Bildkünstlerische Artefakte von KZ-Häftlingen als visuelle Deutung der Lagerwirklichkeit

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 467625506
 
Künstlerische Artefakte, die von Häftlingen in nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern geschaffen wurden und die von ihnen erlittene Lagerwirklichkeit zum Gegenstand haben, bilden diese Wirklichkeit nicht unmittelbar ab, sondern schreiben ihr mit bildnerischen Mitteln Bedeutung zu. Deshalb sprechen diese Bilder nicht für sich, sondern bedürfen der Analyse. Diese Feststellung ist nicht selbstverständlich, da sich die Werke vorwiegend einer realistischen Bildsprache bedienen, sodass sie unkünstlerisch und eindeutig erscheinen. Deshalb nutzt die Geschichtswissenschaft sie als Quellen zur Lagerwirklichkeit, während es der Kunstgeschichte schwerfällt, sie als relevanten Forschungsgegenstand anzusehen. Stattdessen ist die Rezeptionsgeschichte dieser Werke über weite Strecken geprägt durch ihre Würdigung als Manifeste des Widerstands und der Selbstbehauptung, aber auch durch politische Instrumentalisierung. Eine dezidiert kunsthistorische, zugleich historisch-soziologisch informierte Erforschung der künstlerischen Artefakte aus Konzentrationslagern ist ein Desiderat. Ausgehend von dem kunstwissenschaftlichen Axiom, dass jede Darstellung, auch die realistische, immer schon Interpretation des Dargestellten ist, beabsichtigt das Forschungsprojekt, die bildkünstlerischen Werke von KZ-Häftlingen als visuelle Deutungen der Lagerwirklichkeit zu analysieren. Die Werke werden mittels des kritischen Instrumentariums der Kunstgeschichte und Bildwissenschaft auf Bildverfahren und interpikturale Bezüge untersucht, seien diese auf künstlerischen oder auch politischen Intentionen gegründet oder auf einem vorreflexiven Rückgriff auf das Bildgedächtnis. Zu berücksichtigen sind dabei die spezifischen Produktionsbedingungen im Lager sowie die Herausforderung, die für die Künstler*innen im Lager darin bestand, Bilder für “Extremsituationen“ (Bettelheim 1943) zu finden, die allen kulturell überlieferten Wertvorstellungen und Vorbildern die Grundlage entziehen. Gerade dort, wo in den KZ-Bildern etablierte Kompositionsschemata und Ikonographien verwendet werden, richtet sich daher das Augenmerk weniger auf Kontinuitäten als auf Brüche, Transformationen und Ambivalenzen. Im Zentrum des Vorhabens steht eine monographische Untersuchung von lagerzeitlich entstandenen Bildern aus dem KZ Buchenwald nach Themengruppen (Künstler-Porträts, Zwangsarbeit, Paare und Freundschaft, „Muselmänner“ und Bilder von Toten) mit Vergleichen zu Werken aus anderen Lagern. Zudem werden in einem Aufsatz die Gründe für den Ausschluss der Werke von KZ-Häftlingen aus den kunst- und kulturtheoretischen Diskursen „nach Auschwitz“ untersucht. Ein Workshop dient der Klärung des Status bildkünstlerischer Deutungen der Lagerwirklichkeit im Konnex von historischer Realität, subjektiver Erfahrungsperspektive und der Spezifik bildlicher Artikulation. Ein internationaler Workshop führt erstmals seit 1989 die aktuelle kunsthistorische Forschung zu Bildern aus Konzentrationslagern zusammen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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