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Desinformationskontext und das Entstehen von Fact-Checking-Organisationen in Europa und Lateinamerika

Antragstellerin Dr. Regina Cazzamatta
Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468212383
 
Fact-Checking-Organisationen gelten als die relevanteste nichtstaatliche Reaktion auf die zunehmende Desinformation weltweit und eine der populärsten Innovationen zur Bewältigung des Problems. Damit die Demokratie erfolgreich bestehen kann, muss eine Gesellschaft über Instrumente verfügen, um politische Fehlwahrnehmungen unter ihren Bürgern zu korrigieren. Die Prüfung von Fakten ist eines davon. Die primäre Aufgabe von diesen Organisationen besteht nicht nur darin, alternative Fakten im Internet zu entlarven, sondern auch, Behauptungen politischer Akteure zu überprüfen. Auf den Websites verschiedener Mediensektoren gewinnen Einheiten zur Überprüfung von Falschmeldungen an Bedeutung: globale Nachrichtenagenturen (AFP und Reuters Fact Check, DPA-Faktencheck oder Efe Verifizierung), Rundfunk (ARD-Faktenfinder oder BBC Reality Check), Zeitungen (Fact Checks – The New York Times) und sogar unabhängige NGO-Organisationen (Correctiv, Full Fact oder Maldita). Diese Tendenz hat sich auf der ganzen Welt ausgebreitet und heute existieren 236 Websites zur Faktenprüfung.Obwohl Online-Desinformation eine globale Entwicklung ist, werden Faktenchecker von nationalen Umgebungen geprägt. Sie sind mit den Mediensystemen, in denen sie operieren, verflochten. Daher ist es für ein vollständiges Verständnis dieses Phänomens von entscheidender Bedeutung anhand einer vergleichenden Analyse die Mechanismen zu untersuchen, wie entsprechende Organisationen oder Organisationsteile Desinformationen widerlegen. Dieser Projektantrag, der sich an Mikro-, Meso- und Makrostrukturen orientiert, konzentriert sich darauf, wie sich Disparitäten in den Medien- und politischen Systemen nicht nur auf die Desinformationslandschaft auswirken, sondern auch auf die Arbeit von Faktenprüfern (korrigierende Artikel, Ausführung, professionelle Praxis und Herausforderungen). Die Forschungsfrage lautet: Wie unterscheiden sich Online-Desinformation und das Programm von Fakten-Checking-Organisationen je nach Mediensystemen in Europa und Lateinamerika?Obwohl in Europa und in den USA einige explorative Studien zum Phänomen der Faktenüberprüfung veröffentlicht worden sind, ist ein Mangel an vergleichenden Forschungsanalysen zu konstatieren, die nichtwestliche Nationen, wie die neuen Demokratien Lateinamerikas, einbeziehen. Dem Vorschlag liegt somit ein ‚most different system design‘ zugrunde. Im Rahmen des Projektes wird angestrebt, acht Länder in Europa (Deutschland, England, Portugal und Spanien) und Lateinamerika (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Venezuela) mit unterschiedlichen politischen Systemen und demokratischen Niveaus zu vergleichen. Die Studie kombiniert eine quantitative Inhaltsanalyse von 4.400 korrektiven Artikeln mit 22 qualitativen Experteninterviews. Darüber hinaus soll ein neuer theoretischer Ansatz für die Analyse von Einheiten zur Faktenprüfung auf der Grundlage von Konzepten der Öffentlichkeits-, Diskurs- und Systemtheorie entwickelt werden
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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