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Zum Einfluss eines Gemeinsamen Feindes auf Dekategorisierung in der Personenwahrnehmung

Antragstellerin Dr. Felicitas Flade
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468331630
 
Wenig eint Menschen so sehr wie ein gemeinsamer Feind. Dies ist nicht nur ein häufiger rhetorischer Kniff in politischen Reden und Kampagnen („Der islamistische Terror ist unser gemeinsamer Feind“, Angela Merkel, 3.11.2020, in Reaktion auf das Attentat in Wien). Auch die sozialpsychologische Forschung hat sich immer wieder mit dem Phänomen beschäftigt, dass ein „gemeinsamer Feind“ sozialen Zusammenhalt stiften kann. Eine gemeinsame Bedrohung wirkt sich nicht nur darauf aus, wie Gruppen einander bewerten und behandeln, sondern verringert bereits auf der vorgelagerten Ebene der sozialen Kategorisierung die Wahrnehmung von klar abgegrenzten Kategorien (Flade et al., 2019).Ziel dieses Projekts ist es, zu ergründen, welche Denkprozesse diesem Dekategorisierungseffekt durch einen gemeinsamen Feind zugrunde liegen. Auf der Grundlage bestehender sozialpsychologischer Theorien wurden dafür drei in Frage kommende vermittelnde Prozesse des Dekategorisierungseffekts unter gemeinsamer Bedrohung identifiziert. Jede so entstandene sozial-kognitive Prozesstheorie bietet dabei eine alternative Erklärung für den Dekategorisierungsprozess. Die Neudefinitionstheorie schlägt vor, dass eine gemeinsame Bedrohung innerhalb jeder Kategorie Attribute hervorstechen lässt, die sich über Kategorien hinweg ähnlicher sind als die zuvor salienten Kategorieattribute. Die Neubewertungstheorie schlägt vor, dass eine gemeinsame Bedrohung negative Beziehungen zu beiden Kategorien einbringt, was über balancetheoretische Prozesse nach Heider zu einer positiveren Beziehung zwischen diesen Kategorien führen sollte. Die Neuskalierungstheorie schlägt vor, dass eine gemeinsame Bedrohung sich so sehr von beiden Kategorien unterscheidet, dass sich, verglichen mit dieser Unähnlichkeit, die wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen den beiden ursprünglichen Kategorien relativ gesehen erhöht. Die drei Kandidatenprozesse sollen durch das Projekt empirisch überprüft und miteinander in Bezug auf ihren Anteil am Dekategorisierungseffekt verglichen werden. Studienreihe 1 soll mithilfe von Reverse Correlation Image Classification, expliziten Ratings und Inhaltskodierung von Freitextantworten die Frage beantworten, ob eine gemeinsame Bedrohung zu einer größeren inhaltlichen Ähnlichkeit von Gruppen führt. Studienreihe 2 soll mithilfe von Valenz- und Ähnlichkeitsratings in triadischen Beziehungsgefügen klären, ob eine gemeinsame Bedrohung über balancetheoretische Prozesse die wahrgenommene Beziehung zwischen Kategorien verbessert und ihre Ähnlichkeit erhöht. In Studienreihe 3 soll mithilfe von Einschätzungen auf Skalen und der spatial arrangement Methode getestet werden, ob eine gemeinsame Bedrohung die relative Ähnlichkeit zwischen den Zielkategorien erhöht, indem sie den Referenzrahmen vergrößert. In Studienreihe 4 soll der Effekt der drei vorgeschlagenen Prozesse auf (De-)Kategorisierung untersucht werden, und die jeweiligen Beiträge der Effekte empirisch skaliert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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