Detailseite
Projekt Druckansicht

Wetterberichte – Wind als Modell, Medium und Erfahrung

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468455590
 
Wind ist eine ästhetische und gleichermaßen spürbare wie messbare Entität. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurde Wind in Form wissenschaftlicher Daten modelliert, die seine Kraft in verschiedenen Anordnungen – vom Windkanal bis zum aerodynamischen Design – erforschten. Gleichzeitig bestehen Stürme und Winde als zutiefst erfahrene und poetische Empfindung fort: von der umfangreichen Kulturgeschichte des Windes in der Literatur und den Künsten bis hin zur ebenso reichen Geschichte der Windgötter in der indigenen Mythologie. Wir konzentrieren uns auf den modernen medienkulturellen Kontext des Windes, wie er in Bezug auf die zeitgenössischen Klima-, Erd- und Meereswissenschaften und seine verschiedenen ästhetischen Bedeutungen kontextualisiert wird. Davon ausgehend schlagen wir eine neue Theoretisierung des Windes als elementares Medium vor, wie es der Medienwissenschaftler John Durham Peters mit seiner Hypothese zum Ausdruck brachte, dass „das Wetter ein Testfall für die Medientheorie ist“. Wir spezifizieren diese Hypothese in unserem Projekt, indem wir uns auf die Frage konzentrieren: Wie wird Wind wahrgenommen? Diese Frage stellen wir anhand der körperlichen Wahrnehmung, den kulturellen Kontext und die wissenschaftliche Modellierung und Nutzung des Windes, um verschiedene Perspektiven zu verbinden, die zwischen verkörperter Erfahrung, Datenpraktiken und ästhetischer Produktion vermitteln. Denn der Wind lässt sich, wie die meisten Klimafaktoren, nur vermittelt erforschen. Diese absichtlich weite Perspektive auf das Phänomen Wind nutzen wir in der Zusammenarbeit zweier großer Forschungseinrichtungen, der Universität Southampton und der Universität Potsdam, um die Schnittpunkte von Environmental Humanities, die Theoretisierung von Wetter als Medium, Datenpraktiken und Visualisierungen von Wind zu untersuchen. Mittels kollaborativer und interdisziplinärer Arbeitsweisen werden wir neue Einsichten in die Wahrnehmung von Klima und Klimawandel auf theoretischer wie ästhetischer Ebene schaffen. Wir tun dies, indem wir MedienwissenschaftlerInnen, DatenvisualisiererInnen, KünstlerInnen und AtmosphärenforscherInnen im aufstrebenden Feld der Environmental Humanities und im Rahmen eines neuen Workshop-Formats, den „Wind-Daten-Salons“ zusammenbringen. Darüber hinaus werden wir unsere Erkenntnisse durch Artikel, eine Ausstellung und eine Konferenz weitergeben. Indem das Projekt gleichermaßen Datenpraxis und wissenschaftliche Modellierung, Literatur wie Informationssysteme sowie künstlerische und kuratorische Praxis umfasst, möchten wir die epistemologischen Implikationen von Wind als Kraft und Medium und seine unausweichliche Bedeutung für das Verständnis und die Erfahrung der Klimakrise erfassen. Dabei geht es um die Frage, wie die unterschiedlichen und manchmal widersprüchlichen Register der Wetterwahrnehmung zu verstehen sind: als menschliche Erfahrung wie als wissenschaftliche Messung, die beide in das Erzählen von Geschichten über die Realität einfließen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung