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Digitale Phänotypisierung von Emotions(dys-)regulation als transdiagnostischer Prozess und Proxy für klinische und neurobiologische Marker des Nicht-Ansprechens auf Psychotherapie
Antragstellerin
Professorin Dr. Christine Knaevelsrud
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442075332
Emotionsregulation (ER)-basierte Prädiktoren für das Nichtansprechen auf eine Psychotherapie (NR) müssen ökologisch valide, sowie leicht und kostengünstig verfügbar sein. Prädiktoren mit diesen Eigenschaften eignen sich für behandlungsrelevante Einzelfallvorhersagen. Die Erhebung von neuronalen und psychophysiologischen Prädiktoren im Laborkontext ist zeitaufwendig und außerhalb von Forschungskontexten schwer umzusetzen. Die klinische Praxis benötigt Proxys, die den prädiktiven Wert von neuronalen NR-Signaturen und von mit internalisierenden Störungen assoziierten ER-(Dys-)Funktionen nutzbar machen, indem sie mit minimalem Aufwand für Therapeut:innen und Patient:innen erhoben werden können. Eingebettet in die Forschergruppe wendet unser Teilprojekt die Methode der digitalen Phänotypisierung an, um solche Proxys abzuleiten. Hierzu werden aktiv und passiv gesammelte Daten von persönlichen mobilen Geräten wie Smartphones und Wearables verwendet, auf deren Basis ER-basierte Phänotypen mit unterschiedlichem NR-Risiko abgeleitet werden. Smartphones sind hierfür besonders gut geeignet, denn sie ermöglichen eine niedrigschwellige aktive Erhebung von Stimmung und Kognition im Alltag mittels Ecological Momentary Assessment (EMA, d.h. wiederholten Kurzbefragungen zum Befinden). Zweitens bieten Smartphones eine sensorreiche Infrastruktur für die multimodale Erhebung von objektiven Daten über Verhalten, Physiologie und Stimmung, die passiv durch eingebaute Sensorik und verbundene smarte Geräte (z.B. Fitnessarmbänder) erhoben werden können. Das vorliegende Projekt (TP6) nutzt dieses Potential und sammelt im Vorfeld einer KVT-Behandlung Sensor- und EMA-Daten mit Fokus auf ER bei n = 468 Patient:innen mit psychischen Störungen aus dem internalisierenden Spektrum (z.B., Patienten mit spezifischer Phobie, sozialer Angststörung, Panikstörung, Agoraphobie, generalisierter Angststörung, Zwangsstörung, PTSD, unipolaren depressiven Störungen). In einer Teilstichprobe von n = 350 Personen werden zudem während der gesamten Behandlung Sensor- und EMA-Daten (zwei zusätzliche EMA Messwellen zu T20 und Post/12-Monats) erhoben. Die sensorbasierte Datenerhebung konzentriert sich auf Marker, die entweder (A) regulatorisch sind (z.B. körperliche Aktivität, Smartphone-Nutzung), (B) die Regulationsfähigkeiten direkt beeinflussen (z.B. Schlaf, Herzfrequenzvariabilität) oder (C) als Proxys für regulatorische Bemühungen oder Umweltcharakteristika betrachtet werden können, die ER beeinflussen (z.B. GPS-basierte räumliche Auflösung von Aktivitätsmustern, körperliche Aktivität und Smartphone-Nutzung, erhoben mit Fitness-Armbändern). Im EMA wird ER durch (A) die Dynamik emotionalen Erfahrungen und/oder (A) Muster in der Anwendung von ER-Strategien operationalisiert. Kombiniert mit den Datenmodalitäten der übrigen TPs ergibt sich die Möglichkeit, ein umfassendes, modalitätenübergreifendes Verständnis von ER zur Vorhersage von NR im naturalistischen Kontext zu etablieren.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen