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Bilder und Imaginationen von "Schädigung" und Behinderung in der "Hans-Würtz-Sammlung"
Antragsteller
Professor Dr. Oliver Musenberg
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468465125
Das Projekt ist im akademischen Feld der Cultural Disability Studies angesiedelt. Disability Studies und Disability Art sind - zunächst in Großbritanien - aus der emanzipatorischen Behindertenbewegung der 1970er und 1980er hervorgegangen und haben sich in den Sozialwissenschaften etabliert. Kulturelle Perspektiven brachten weitere Anknüpfungspunkte z.B. mit den Literaturwissenschaften, der Kulturgeschichte sowie der Disability Culture und den Disabilty Arts. Wir fassen dieses Forschungsfeld unter dem sich etablierenden Begriff der Cultural Disability Studies zusammen.Ziel des Projekts ist die Sichtung, Analyse sowie die Aufbereitung/Vermittlung einer einzigartigen Sammlung von künstlerischen Darstellungen von Behinderung (Disability) bzw. "Schädigung" (Impairment), die zwischen 1910 und 1933 von dem deutschen "Körperbehindertenpädagogen" Hans Würtz (1875-1958) zusammengetragen wurde - parallel zum Aufstieg des Nationalsozialismus und der Disqualifizierung behinderter Menschen. Würtz entfernte sich auf innovative Weise von dem vorherrschenden medizinischen Blick auf körperliche Schädigungen mit Hilfe einer kulturellen Perspektive, die sich in seiner, hinsichtlich Inhalt und Ausmaß, außergewöhnlichen Sammlung materialisiert hat. Paradoxerweise ist die Sammlung erhalten geblieben, da die Nationalsozialisten die Sammlung als wertlos einstuften und Würtz sie in die Tschechoslowakei überführen lassen konnte, wohin er selbst bereits geflüchtet war. Der größte Teil der Sammlung lagert heute in zwei Archiven in Prag.Die weitestgehend unerschlossene Sammlung beinhaltet 180 plastische Dastellungen, 3500 bildliche Darstellungen (Zeichnungen, Lithographien, Stiche, Photographien, Karikaturen), 20 Gemälde sowie Glasplattennegative, die einzelne Bestandteile der Sammlung dokumentieren. Eine der zentralen Forschungsfragen ist, wie "Schädigung" und Behinderung in der Sammlung repräsentiert und inszeniert werden; bezogen auf die gesamte Sammlung und vor allem im Hinblick auf eine Auswahl von genauer zu untersuchenden einzelnen Darstellungen. Folgende zielbezogenen Schritte sind mit der Bearbeitung der Fragestellung verbunden:- die Erschließung der Sammlung und Erfassung der Bestandteile in digitaler Form,- die Analyse ausgewählter Bilder und Plastiken hinsichtlich der Inszenierung und Produktion von Behinderung- die Verbindung kunsthistorischer Kontextualisierung und Ikonologie der Sammlungsbestandteile mit einem rekonstruierenden, qualitativen Zugang zur Bildinterpretation (Dokumentarische Methode).- die Reflektion der kulturellen "Fabrikation" des Körpers als Beitrag zur Wissensproduktion der Cultural Disability Studies und zur Entwicklung der Museologie in Beziehung zu den Disability Arts in Großbritanien und DeutschlandDas Projektergebnisse münden in zwei wissenschaftlichen Colloquien, zwei Ausstellungen in Berlin und Middlesbrough, einen transdisziplnären Sammelband, einen Ausstellungskatalog und mehrere publizierte Zeitschriftenartikel.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Kooperationspartner
Professor Simon Mckeown, Ph.D.