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Soziale Arbeit in Aushandlungen urbaner Armut und Devianz im öffentlichen Raum
Antragsteller
Professor Dr. Jan Wehrheim
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468575242
Das Forschungsprojekt untersucht, in welchem Ausmaß und auf welche Weise Akteur*innen aufsuchender Sozialer Arbeit in Prozesse involviert sind, in denen soziale Teilhabe und Ausschließung von mit Armut und Devianz assoziierten Personengruppen in öffentlichen Räumen deutscher Großstädte ausgehandelt werden. An der Schnittstelle von Stadtsoziologie und Sozialarbeitswissenschaft wird aus einer relationalen interaktionistischen Perspektive rekonstruiert, wie durch machtvolle Interaktionen unterschiedlicher Akteur*innen und das Zusammen-wirken dreier Aushandlungsebenen – lokaler Problematisierungsdiskurse, Governance-Arrangements sowie des Street-Levels – Aneignungsordnungen öffentlicher Räume hervorgebracht werden. Insbesondere wird gefragt, welche unterschiedlichen Positionierungen Sozialarbeiter*innen dabei einnehmen und welche Effekte auf Repräsentation und Teilhabe sowie räumlich-territoriale Ausschließung marginalisierter Personengruppen sichtbar werden. So sollen unterschiedliche Rationalitäten und Praktiken aufsuchender Sozialer Arbeit analysiert werden, die in Studien etwa als ordnungspolitisch, sozial-integrativ oder konfliktmanage-rial beschrieben, deren Möglichkeitsbedingungen jedoch noch nicht versteh- und darüber erklärbar gemacht wurden. Über die Untersuchung orts- wie stadtspezifischer Kontexte wird die Forschungsfrage bearbeitet, wie es dazu kommt, dass Soziale Arbeit gegenüber ähnlichen problematisierten Phänomenen unterschiedlich und mit unterschiedlichen Folgen für Adressat*innen und Nutzungsmöglichkeiten öffentlicher Räume agiert. Zunächst wird mit einer standardisierten Online-Befragung kommunaler administrativer Akteur*innen aus sämtlichen deutschen Großstädten die These eines Bedeutungszuwachses Sozialer Arbeit in der stadtpolitischen Bearbeitung problematisierter öffentlicher Räume geprüft. Anschließend werden in zwei Städten qualitative Fallstudien zu je drei problematisierten „Raumtypen“ (innerstädtische Einkaufszonen, Orte in benachteiligten sowie gentrifizierten Stadtteilen) durchgeführt und die spezifischen lokalen Bedingungen der jeweiligen sozialarbeiterischen Rationalitäten und Praktiken herausgearbeitet. In einem multimethodischen Fallstudiendesign werden mittels diskursanalytischer Auswertungen lokaler Medienberichterstattung, Analysen politisch-administrativer Dokumente, unterschiedlicher qualitativer Interviews (mit Governance-Akteur*innen, problematisierten Personen bzw. Adressat*innen, und Fachkräften Sozialer Arbeit) sowie ethnographischer Begleitungen jeweils Aushandlungen auf den drei relevanten Ebenen und deren Zusammenwirken rekonstruiert. Anschließend werden in der fallübergreifend vergleichenden Auswertung Varianzen sozialarbeiterischer Rationalitäten und Praktiken herausgearbeitet und untersucht, ob und wie diese über jeweils orts- und stadtspezifische Konstellationen hervorgebracht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich, Österreich
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. Marc Diebäcker; Jenny Künkel