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Belastungen pflegender Landwirtinnen – Eine rekonstruktive Analyse im biographischen Kontext

Antragstellerin Dr. Christine Niens
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468765305
 
Die häusliche Pflege eines Angehörigen ist für die Pflegenden oft belastend. In der Landwirtschaft ist diese Form der Versorgung besonders weit verbreitet, wobei die Übernahme der Pflegeverantwortung nicht immer freiwillig erfolgt, sondern auch auf rechtlichen Verpflichtungen aus dem Hofübergabevertrag beruht. In der Praxis sind es dann fast immer die Frauen auf dem Betrieb, die die Pflege der Altenteiler übernehmen.Mittlerweile beschränken sich die Aufgaben von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben aber nicht mehr nur auf traditionelle Tätigkeiten wie die Mithilfe und Sorgearbeit. Immer häufiger übernehmen sie die Betriebsleitung, sind außerbetrieblich angestellt und ehrenamtlich engagiert. Insbesondere dann, wenn die häusliche Pflege unfreiwillig übernommen wird, können sich in den Familien Partnerschafts-, Rollen- und Machtkonflikte entwickeln, welche die Landwirtin zusätzlich zur eigentlichen Pflege belasten. Fehlende Rückzugsmöglichen durch mehrgenerationelles Wohnen sowie die Verzahnung von Arbeit und Privatleben können die Belastungssituation der Pflegenden weiter verschärfen, vor allem, wenn die außerbetriebliche Berufstätigkeit aufgrund der Übernahme der informellen Pflege aufgegeben werden muss.Trotz der vielfältigen Herausforderungen mit denen pflegende Landwirtinnen konfrontiert sind, wurde ihre Lebenssituation bisher nicht empirisch untersucht. Dieses Projekt hat zum Ziel, diese Forschungslücke zu schließen. Dabei werden die Entstehungsgeschichte der Belastungen pflegender Landwirtinnen und das Zusammenwirken be- und entlastender Bedingungen vor dem Hintergrund ihrer Biographien und unter Berücksichtigung des familialen Kontextes am Einzelfall rekonstruiert. Folgende Fragestellungen sind dabei relevant:• Wie entstehen Belastungen infolge der Pflege der Altenteiler und wie werden die Belastungen von den Landwirtinnen bearbeitet?• Gibt es bestimmte Konstellationen und Orientierungen innerhalb der Familie, die dazu beitragen, dass die Pflege als belastend oder bereichernd empfunden wird?• Welche Bedeutung kommt den Sicht- und Handlungsweisen der Ehepartner bei der Entstehung und Bearbeitung pflegebedingter Belastungen zu?• Welchen Einfluss hat die Pflegebedürftigkeit auf die Rollen- und Machtverteilung in der Familie?Zur Bearbeitung dieser Forschungsfragen werden narrative biographische Interviews mit pflegenden Landwirtinnen deutschlandweit geführt und mittels biographischer Fallrekonstruktion ausgewertet. Außerdem werden die Rekonstruktionen der Einzelinterviews in ausgewählten Fällen um die Ergebnisse aus Gesprächen mit den Familien und Ehepartnern der Pflegenden ergänzt. Hierdurch werden auch die familialen Orientierungen und Machtverhältnisse sowie die Sicht- und Handlungsweisen der Ehepartner in die Betrachtung einbezogen. Die Ergebnisse der Analyse bieten die Grundlage für Beratungs- und Entlastungsangebote, die pflegenden Landwirtinnen helfen, moderne Lebensentwürfe und landwirtschaftliche Tradition zu verbinden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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