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Wer wurde ein Nazi? Eine strukturierte Datenbank der Denazifizierungsfragebögen aus den amerikanischen und französischen Besatzungszonen in Deutschland, 1945-1949

Antragsteller Jan Stuckatz, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469232628
 
Warum wählten Deutsche die NSDAP oder traten ihr bei? Profitierten Sympathisanten von ihrer Mitgliedschaft? Und wie rechtfertigten sie rückblickend ihre Nazi-Biographien? Der Nationalsozialismus hatte ein Weltkrieg und einem der organisiertesten und tödlichstem Genozide in der Geschichte zur Folge. Circa 8,5 Millionen Deutsche waren Mitglider der Nazipartei NSDAP. Was jedoch einzelne Deutsche dazu bewegte die NSDAP zu unterstützen ist nicht vollends geklärt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bestehende Forschung entweder aggregierte quantitative Daten oder kleinteilige qualitative Daten nutzt um zu erklären, warum Deutsche die NSDAP wählten oder ihr betraten. Bestehende historische Individual-Datensätze können zudem Individuen nicht über Zeit hinweg verfolgen, sind oft nicht repräsentativ, oder haben nur unzureichende soziodemographische Daten. Dieses Projekt schlägt die Digitalisierung der individuellen Panel-Daten aus den Denazifierungsfragebögen vor, die zwischen 1945 und 1949 in der amerikanischen und französischen Besatzungszone verteilt wurden. Die Fragebögen beinhalten detaillierte Informationen über Nazi-Organisationszugehörigkeit, rückblickendes Wahlverhalten, Bildung, beruflichen Werdegang, Einkommen, Vermögen, und andere soziodemographische Daten. Mit der DFG-ANR Beihilfe werden wir eine repräsentative Stichprobe von 25.000 Fragebögen der amerikanischen Besatzungszone ziehen und digitalisieren, Teil der 500.000 Fragebögen die im Nationalarchiv (NARA) in College Park, Maryland liegen. Zusätzlich wollen wir eine Stichprobe von 5.000 Fragebögen aus den Diplomatischen Archiven in Paris digitalisieren, die umfassendere qualitative Daten der französischen Zone enthalten. Mit diesen Daten werden wir beantworten, welche Teile der Bevölkerung die NSDAP wählten, ihr beitraten, und welche individuellen Lebensumstände (z.B. Arbeitslosigkeit) diese Entscheidungen beeinflussten. Die U.S.-Daten erlauben uns die Nutzung moderner quantitativer Analyseverfahren um repräsentative Schlüsse über die individuellen Gründe für Wahlverhalten und Parteizugehörigkeit zu ziehen. Die französischen Daten beinhalten detailliertere persönliche Biographien, Stellungnahmen der Rechtfertigung und Akten dazugöriger Spruchgerichtsverfahren. Die beiden Datenquellen ergänzen sich somit und ermöglichen eine bisher beispiellose Einsicht in die historisch unterschiedlichen Entnazifizierungsregime.Dieses Projekt wird helfen zu verstehen warum Individuen radikale rechtsextreme Parteien unterstützen. Darüber hinaus wird es einen einen wichtigen Beitrag leisten zu bestehenden ökonomischen, politischen und historischen Erklärungen für den Rückfall der Weimarer Republik in die Dikatur. Wir werden Die Daten dieses Projekts in einer modernen relationalen Datenbank zur Verfügung stellen. Diese Datenbank ermöglicht über Disziplinen hinweg die Durchführung zahlreicher innovativer qualitativer und quantitativer Forschungsprojekte über das Dritte Reich und Nachkriegsdeutschland.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Dänemark, Frankreich
Kooperationspartner Professor Victor Gay, Ph.D.
 
 

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