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Ärger über die Vergangenheit, Angst vor der Zukunft? Untersuchung zweier emotionsbasierter Pfade zu kollektivem Protest

Antragstellerin Dr. Lara Ditrich
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469266342
 
Die aktuellen Nachrichten sowie die jüngere und moderne Geschichte sind reich an Beispielen von passionierten Protesten, die auf die unterschiedlichsten Anlässe zurückgehen. Diese Art des gemeinschaftlichen, auf ein geteiltes Ziel ausgerichteten Handelns wird als kollektiver Protest bezeichnet. Zahlreiche Forschungsarbeiten haben sich damit beschäftigt, wann und warum sich Personen für dieses Verhalten entscheiden. Normalerweise entstehen Proteste in Reaktion auf kollektive Diskrepanzen (unerwünschte und inakzeptable Bedingungen, von denen eine größere Zahl von Menschen betroffen ist). Bisher hat sich die Forschung vor allem auf Situationen konzentriert, in denen die Mitglieder einer bestimmten Gruppe die aktuelle oder vergangene Behandlung dieser Gruppe als ungerecht bewerten. Vernachlässigt wurde dabei jedoch, dass Personen, die mit einer kollektiven Diskrepanz konfrontiert sind, nicht nur darauf fokussieren, wie diese Situation entstanden ist (d.h., auf vergangene Handlungen) sondern auch auf die potenziellen negativen Konsequenzen der Diskrepanz. Während ein Fokus auf vergangene Ungerechtigkeiten mit Ärger verbunden ist (welcher Protest fördert), ist ein Fokus auf potenzielle negative Konsequenzen mit Angst verbunden, einer Emotion, die bisher in der Forschung zu kollektivem Protest wenig Beachtung gefunden hat. Daher ist es das Ziel dieses Projektes, ein integrativeres Modell von kollektivem Protest zu entwickeln und zu testen, das den bisherigen Modellen die Betrachtung von Angst und des Fokus' auf potenzielle zukünftige Entwicklungen hinzufügt. Somit deckt dieses Modell den Einfluss unterschiedlicher Aspekte einer kollektiven Diskrepanz (vergangene Behandlung vs. zukünftige Konsequenzen) ebenso ab wie die Prozesse, die diesem Einfluss unterliegen und potenzielle Ziele, die durch kollektiven Protest erreicht werden sollen. Die grundlegende Annahme ist hierbei, dass die emotionalen Reaktionen einer Person auf eine kollektive Diskrepanz und folglich auch die Ziele, die durch kollektiven Protest erreicht werden sollen (Konfrontation vs. Problemlösung) davon abhängen, auf welchen Aspekt der Diskrepanz sich die Person fokussiert. Diese Annahme wird sowohl experimentell als auch längsschnittlich überprüft. Dadurch liefert dieses Projekt neue Einsichten in die Ursachen und Mechanismen sozialer Veränderungsprozesse und beleuchtet insbesondere die wichtige Rolle, die Emotionen für diese Prozesse spielen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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