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Ästhetik des Protestantismus in Skandinavien vom 19. bis zum 21. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469292628
 
Ziel des Projekts ist es, die Bedeutung des Protestantismus für die Ästhetik der skandinavischen Kulturen zu analysieren. In den nordischen Ländern wurde die Reformation innerhalb weniger Jahrzehnte landesweit durchgesetzt, und noch immer ist bzw. bis vor kurzem war der Protestantismus jeweils als Staatsreligion institutionalisiert. So war die Reformation nicht nur einer der wichtigsten Faktoren in der politischen, sozialen und kirchlichen Geschichte Skandinaviens, sondern sondern sie hat bis heute auch einen tiefen und nachhaltigen Einfluss auf das kulturelle Leben in all seinen Formen. Dazu zählen Literatur, bildende Kunst, Musik, sowohl Hoch- als auch Populärkultur sowie kulturelle Praktiken und Performanzen. Die Auswirkungen betreffen Inhalt und Form und lassen sich tentativ in fünf Prinzipien einer Ästhetik des Protestantismus beschreiben: Es lassen sich eine eine Tendenz 1. zur Einfachheit und 2. zum Logozentrismus, 3. eine Spannung zwischen ausgeprägtem Individualismus und Kollektivismus, 4. eine spezifische Art von Weltbezogenheit und schließlich 5. ein Bekenntnis zu einer protestantischen Ethik feststellen. Die religiösen Aspekte der ästhetischen Vorstellungen einer Kultur beschränken sich nicht auf Kunstwerke, die in einen religiösen Kontext eingebettet sind (z. B. Kirchenarchitektur, Andachtsliteratur, religiöse Malerei) oder die Religion thematisieren (z. B. Romane oder Filme über Glaubenskonflikte), sondern betreffen die ästhetische Produktion einer Kultur als Ganzes, vor allem dann, wenn diese wie in Skandinavien über viele Jahrhunderte hinweg von einer hegemonialen Konfession bestimmt wurde. Diese Dynamik zwischen Religion und Kultur ist noch nicht ausreichend erforscht: Zu lange waren die Literatur- und Kulturwissenschaften "religionsblind" (I. Hammar). Im Zentrum des Projekts stehen sechs Fallstudien, die wichtige Aspekte des skizzierten Zusammenhangs abdecken. Sie sind so konzipiert, dass sie in Wechselwirkung zueinander stehen und es so ermöglichen, das Konzept der fünf Prinzipien in diachroner und synchroner Entwicklung und Variation zu überprüfen. Die beiden PIs werden die grundlegende Frage nach einer Ästhetik des Protestantismus theoretisch bearbeiten. Als erfahrene Wissenschaftler werden sie darüber hinaus zwei konzeptionelle Studien mit besonderem Fokus auf (a) Imaginationen kollektiver Bildung (dannelse/bildning) und (b) Formen individueller Bildung durchführen. Zwei Post-Doc-Projekte werden in historischer Tiefe (c) protestantische Spuren in nicht-religiöser modernistischer Dichtung untersuchen und (d) sich auf Gegenentwürfe zum Protestantismus in Skandinavien konzentrieren, insbesondere auf den Okkultismus als Mittel zur Subversion dominierender ästhetischer Paradigmen. Zwei Promotionsprojekte sollen sich mit eher epochenspezifischen Themen befassen: (e) den Einfluss protestantischer Arbeitsethik auf die skandinavische Arbeiterliteratur und (f) den Niederschlag protestantischer Ästhetik im Film.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Professor Dr. Thomas Mohnike
 
 

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