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Der verborgene Wert von Siegeln: Neue Methoden für historische Forschung in der Byzantinistik
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Claes Neuefeind; Professorin Dr. Claudia Sode
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Alte Geschichte
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Griechische und Lateinische Philologie
Alte Geschichte
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469385434
Die Byzantinistik, die sich als geisteswissenschaftliches Fach mit Geschichte und Kultur des christlich geprägten oströmischen Reiches mit der Hauptstadt Konstantinopel (4.-15. Jh.) beschäftigt, ist historisch durch die Zusammenarbeit französischer und deutscher Wissenschaftler geprägt. Während im Vergleich zur klassischen und westlich-mittelalterlichen Welt aus Byzanz nur wenige Urkunden und Briefe überliefert sind, haben sich Siegel, die an den Dokumenten befestigt waren, in großer Zahl erhalten und bergen eine Vielzahl an Informationen. Sie sind jedoch auf verschiedene Sammlungen verstreut, und Standards für ihre Veröffentlichung fehlen. Als historische Quelle werden sie daher nur unzureichend herangezogen. Ziel des deutsch-französischen Projekts ist es, die neuen digitalen Möglichkeiten der Digital Humanities zu nutzen, um dieses Defizit zu beheben und mit einer Neuausrichtung der byzantinischen Siegelkunde ein besseres Verständnis von Byzanz zu ermöglichen. Kern des Projekts ist die wissenschaftliche Erschließung von vier Sammlungen byzantinischer Bleisiegel (ca. 4.000 Stück). Anhand dieser Sammlungen werden umfangreiche historische und sigillographische Studien durchgeführt: Jedes einzelne Siegel erfährt im Rahmen des Projekts eine kritische wissenschaftliche Edition; die Corpora als Ganzes werden in Hinblick auf gezielte historische Fragestellungen systematisch ausgewertet. In Fortführung einer bestehenden Kooperation werden wir einen einheitlichen Kodierungsstandard für digitale Bestände von Siegeln einsetzen (SigiDoc) und diesen im Laufe des Projekts ausgehend von den unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Sammlungen erproben und weiterentwickeln. Mit dem sogenannten Reflectance Transformation Imaging (RTI) werden wir ein digitales Bildgebungsverfahren zur Anwendung bringen, welches die Lesbarkeit, die Analyse und die Darstellung von Siegeln unterstützt. Wir werden Verknüpfungen mit externen Ressourcen – wie zum Beispiel Geodaten – herstellen und die objektbezogenen Angaben als Linked Open Data zur Verfügung stellen. Die Sammlungen werden über ein gemeinsames Portal zugänglich gemacht, welches eine sammlungsübergreifende Suche ermöglicht. Der Sorge um die Nachhaltigkeit digitaler Ressourcen begegnen wir auf zwei Arten: Unsere Daten werden von der Très Grande Infrastructure de Recherche (TGIR) Huma-Num und dem Data Center for the Humanities (DCH) in Köln gesichert, welches in die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NDFI) eingebunden ist. Aber vielleicht noch wichtiger ist der koordinierte Wissenstransfer: Wir werden mit Kuratoren zusammenarbeiten und sie in die Lage versetzen, ihre Bestände digital zu verwalten und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Und wir werden Wissenschaftler, Kuratoren und Studenten schulen, unsere Software-Tools für eigene Publikationen zu verwenden, die über unser Webportal durchsucht werden können. Auf diese Weise bringen wir neue Technologien und Kompetenzen in das Fach Byzantinistik ein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Mitverantwortliche
Jonathan Blumtritt; Maria Teresa Catalano; Martina Filosa; Marcel Schaeben
Kooperationspartner
Professor Dr. Jean-Claude Cheynet; Dr. Vivien Prigent; Dr. Alessio Sopracasa