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Habilitationsprojekt "Kunst-Leben. Brief und Tagebuch um 1900"
Antragsteller
Privatdozent Dr. Jörg Schuster
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2007 bis 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 46977259
Im Gegensatz zur Epistolographie und Diaristik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts sind Brief und Tagebuch um 1900 von der literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschung bislang kaum berücksichtigt worden. Die geplante Untersuchung, die bei einer grundsätzlich komparatistischen Ausrichtung die Autoren Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und Harry Graf Kessler in den Mittelpunkt stellt, möchte dieses Desiderat beheben. In Abgrenzung von bisherigen Ansätzen sollen Brief und Tagebuch nicht als biographisch-werkgeschichtliche Quellen oder als Dokumente für bekannte Epochenprobleme wie die Krise von Subjekt und Gesellschaft um 1900 herangezogen werden; vielmehr ist nach der spezifischen kulturpoetischen Funktion von Brief und Tagebuch um die Jahrhundertwende zu fragen. Indem die kulturell-textuelle Gemachtheit von Briefen und Tagebüchern und der „Realität“, über die sie berichten, durch die Analyse von Rollenentwürfen, Inszenierungen, Wahrnehmungsmustern und Lebensformen gleichermaßen in den Blick genommen wird, soll das für die Philosophie, Pädagogik, Kunst, Literatur und Gesellschaft der Zeit zentrale Konzept des „Lebens“ auf seine Artifizialität hin untersucht werden. In Analogie zum Jugendstil in der Bildenden Kunst und Architektur um 1900 fungieren Brief und Tagebuch als Formen der „Gebrauchskunst“, die auf die Herausforderungen der gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Modernisierung reagieren: Es geht um die Konstruktion einer Text- und Lebenswelt, die nur als ästhetische zu ertragen ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
