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Die Aktualisierung falscher Voraberwartungen in veränderlichen Umgebungen
Antragstellerin
Dr. Paola Mengotti
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469865161
Aktuelle Theorien gehen davon aus, dass das menschliche Gehirn probabilistische Modelle der Umwelt zur Vorhersage von Empfindungen und Ereignissen verwendet. Vergangene Erfahrungen prägen diese internen Modelle, die dann nach unerwarteten Ereignissen entsprechend aktualisiert werden. Diese Fähigkeit des Gehirns, Erwartungen oder Überzeugungen kontinuierlich zu aktualisieren, ist von grundlegender Bedeutung für die Anpassung an veränderliche (volatile) Umgebungen. Studien zur mathematischen Modellierung von Verhalten haben gezeigt, dass Schätzungen der Umweltvolatilität diesen Aktualisierungsprozess entscheidend beeinflussen und Personen sich darin unterschieden, wie empfindlich sie für die Aktualisierung ihrer internen Modelle sind. Allerdings signalisieren nicht alle Informationen zuverlässig echte Veränderungen in der Umgebung. Informationen aus der Umwelt können auch unzuverlässig oder falsch sein, was zu falschen Voraberwartungen führt. Erfahrungen aus der Vergangenheit können ebenfalls irreführend sein, wenn sie zur Interpretation neuer Situationen mit unterschiedlichen Merkmalen verwendet werden.Das vorliegende Projekt untersucht die Anpassung an volatile Umgebungen, wenn unsere Voraberwartungen bezüglich der Volatilität der Umgebung falsch sind.In drei Arbeitspaketen werde ich Belege aus Verhaltens- und fMRT-Daten sowie mathematischer Verhaltensmodellierung verwenden, um die Auswirkungen falscher Voraberwartungen auf die Anpassung an veränderliche Umgebungen zu untersuchen. Arbeitspaket 1 konzentriert sich auf falsche Voraberwartungen, die durch externe Informationen hervorgerufen wurden; Arbeitspaket 2 auf falsche Voraberwartungen, die durch vorherige Erfahrungen hervorgerufen wurden, auf die man sich nicht mehr verlassen kann. Arbeitspaket 3 befasst sich mit individuellen Unterschieden in der Empfindlichkeit für diese beiden experimentell induzierten falschen Voraberwartungen.Falsche Voraberwartungen bezüglich der Volatilität der Umgebung werden experimentell in einer Aufmerksamkeitsaufgabe induziert, und eine hierarchische Bayes‘sche Modellierung wird angewendet, um die Änderungen des Aktualisierungsprozesses zu beschreiben, die durch die falschen Voraberwartungen hervorgerufen werden. Parameter aus dem Modell werden in die fMRT-Analyse integriert, um die neuronalen Korrelate dieser Prozesse zu untersuchen.Während Vorhersageprozesse im Gehirn bereits wiederholt für verschiedene kognitive Prozesse beschrieben wurden, müssen die Auswirkungen falscher Voraberwartungen auf die Anpassung an veränderliche Umgebungen noch eingehend untersucht werden. Das Verständnis der Mechanismen hinter diesen Prozessen ist von äußerster Wichtigkeit, da unsere moderne Welt reich an unzuverlässigen Informationsquellen ist, die zur Bildung falscher Voraberwartungen führen können, und die Anpassung an die ständigen Veränderungen in der Umwelt eine grundlegende Anforderung für alle Organismen ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen