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Kognitive Mechanismen naturalistischer sozialer Entscheidungsprozesse

Antragstellerin Tessa Rusch, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469957399
 
In diesem Projekt werde ich untersuchen, wie Menschen anderen Personen mentale Zustände (dynamische mentale Prozesse z.B. Emotionen) und Merkmale (zeitlich stabile Eigenschaften z.B. Persönlichkeit) zuschreiben. Früherer sozialpsychologische Studien zu sozialen Inferenzprozessen beschränkten sich meist auf die Untersuchung statischer Stimuli, wie dem Rating von Fotos von Gesichtern, was echte, alltägliche Interaktionen nur begrenzt abbildet. Interagieren Menschen direkt, bekommt das Verhalten der jeweils anderen Person eine Relevanz, die in nicht interaktiven Situationen, wie beispielsweise dem Betrachten eines Fotos, nicht entsteht. Eine allgemeingültige Aussage über die mentalen Prozesse zu treffen, die Menschen einander zuschreiben, ist daher nur bedingt möglich.Ein experimenteller Ansatz, der realen Interaktionen näherkommt, stammt aus der Verhaltensökonomie. Dort werden strukturierte Interaktionen, sogenannte Spiele genutzt, um die Faktoren, die strategischen Interaktionen zu Grunde liegen, zu untersuchen. Diese einfachen Spiele eigenen sich gut für eine Betrachtung durch mathematische Modelle. Diese Modelle ermöglichen es die Variablen, welche interaktivem Verhalten zu Grunde liegen (wie etwa Zustände und Verhaltensmerkmale), zu quantifizieren. Auch in diesen Spielen sind allgemeingültige Aussagen jedoch nur eingeschränkt möglich, da sich die Interaktionen zwischen Probanden oft auf nur wenige Minuten beschränken. Echte, alltägliche Interaktionen hingegen beruhen auf wiederholten Begegnungen über einen längeren Zeitraum. Darüber, wie sich die Charakterisierung der mentalen Prozesse anderer Menschen im Laufe wiederholter Begegnungen verändern und manifestieren, ist bis heute nur sehr wenig bekannt.In diesem Projekt werde ich Methoden aus der Sozialpsychologie und der Verhaltensökonomie kombinieren und erweitern, um Interaktionen in einem naturalistischen und longitudinalen Setting zu untersuchen. Hierfür plane ich zwei interaktive Längsschnittstudien. Ich werde zwei Onlinestudien mit jeweils großer, sorgfältig ausgewählter Probandenstichprobe durchführen. Über mehrere Monate werden die Probanden in Paaren entweder frei über textbasierten Chat, oder in strukturierten Spielen miteinander kommunizieren. In beiden Studien werde ich die Schlüsse, die sie über die mentalen Prozesse ihrer Partner ziehen, quantifizieren. Dieses Projekt beinhaltet drei innovative Komponenten: (1) Probandenstichproben, die verschieden Persönlichkeitsstrukturen repräsentativ abbilden; (2) quantitative Beschreibungen der textbasierten Unterhaltungen und des Spielverhalten der Probanden, die zur Erklärung der Zustands- und Merkmalszuschreibungen genutzt werden; und (3) eine longitudinale Komponente: Probandenpaare werden über 3 Monaten immer wieder interagieren. Durch diesen Ansatz wird das Projekt maßgeblich zu unserem Verständnis, wie Menschen die mentalen Prozesse anderer repräsentieren und wie sich diese Repräsentation über die Zeit hinweg verändern, beitragen.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug USA
 
 

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