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Konsument, Konsumentin, Konsumobjekt: Zur Etablierung neuer Aktanten und ihrer Handlungsfelder in der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469960373
 
Im vorliegenden Projekt soll eine multiperspektivische Literaturgeschichte der Erfindung und Profilierung des Konsumenten und der Konsumentin und ihrer Handlungsfelder im deutschsprachigen Raum des langen 19. Jh.s entstehen. Diese Erfindung und Profilierung haben zweierlei Bedeutung: Der Konsument entwickelt sich in diesem Zeitraum erstens zu einem eigenständigen Aktanten im Gefüge des Wirtschaftskreislaufs, zweitens zu einer imaginär geformten Figur, als die er an der Schnittstelle zwischen Ökonomie und Literatur steht. Die Arbeitshypothesen unterscheiden drei Phasen: In der Frühphase des 19. Jh.s (1) lässt sich eine Tendenz feststellen, innerhalb deren der Konsument oder die Konsumentin lediglich über seine/ihre Extreme, d.h. über die Konsumgewohnheiten von Arm und Reich, wahrgenommen wird. Ab der Mitte des 19. Jh.s (2) wird der Konsument vermehrt als imaginäres Subjekt aus der Perspektive eines Produzenten generiert; analog zu den Positionen der Historischen Schule, die den Absatz ins Zentrum ihrer Überlegungen stellt. Im ausgehenden 19. Jh. (3) findet sich in der Ökonomie eine weitere Festigung und Ausweitung der Figur des Konsumenten und der Konsumentin, in diesem Falle in der Grenznutzentheorie, die die Wertbestimmung eines Produktes relativiert und auch subjektiviert. Doch obwohl der Konsument in den ökonomischen Modellen des 19. Jh.s immer mehr ins Zentrum rückt, bleibt er als Figur merkwürdig unterbestimmt. Mit dieser Leerstelle setzt sich die Literatur des ausgehenden 19. Jh.s auseinander und füllt sie mit genuin literarischen Mitteln.Ausgehend von diesen Arbeitshypothesen stellt das TP A die Frage, inwieweit die Wirtschaftstheorie, die den Konsumenten denkt, auch die weibliche Konsumentin zu fassen vermag. Sie wird in der Historischen Schule und Grenznutzentheorie nicht expliziert; die Literatur hingegen stellt eindeutig eine weibliche Konsumentin dar und füllt damit die Leerstellen der Ökonomietheorie imaginär aus. Literatur kann die imaginäre Struktur, komplementär zur Abstraktheit der ökonomischen Konsumenten-Begrifflichkeit, als Herausforderung für die imaginäre Ausgestaltung begreifen. Daraufhin sollen männliches und weibliches Schreiben, welches durch das Projekt rekanonisiert wird, komparatistisch untersucht werden.In TP B soll der Schwerpunkt auf das Verhältnis von Konsument und Konsumentin einerseits und Ding bzw. Konsumobjekt andererseits in literarischen Texten gelegt werden. Ausgehend von der romantischen Vorstellung einer (Teil-)Identität von Ding und Figur soll die Entwicklung dieser Gedankenfigur in der Literatur des 19. Jh.s vor dem Hintergrund der genannten Herausmodellierung von Konsum, Konsumobjekten und Konsumenten betrachtet werden. Gezeigt werden soll, dass die in Wirtschaftswissenschaften formulierte Theorie vom subjektiven Wert der Ware auf diese Weise eine radikalisierte, ja metaphysisch aufgeladene Bedeutung bekommt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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