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Corona Gaps: Mathematische Kompetenzen von vulnerablen Lernenden vor und nach der Pandemie und resilienzunterstützende Praktiken von Lehrkräften

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2021 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470032673
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das deutsche Schulsystem weist stärkere soziale Disparitäten bei den Mathematikleistungen auf als der OECD-Durchschnitt. Einige Studien zeigen, dass diese Disparitäten durch die pandemie-bedingten partiellen Schulschließungen zusätzlich verstärkt wurden, doch ist bislang wenig über die genaueren Mechanismen und Lernbedingungen bekannt, die gerade bei vulnerablen Lernenden diese Effekte verstärken und mithilfe geeigneter Unterrichtsmaßnahmen resilienzstärkend abgemildert werden können. Im Projekt Corona Gaps wurden die Faktoren hinter den steigenden sozialen Disparitäten empirisch untersucht, um Angriffspunkte für resilienzstärkende Maßnahmen zu identifizieren. Dazu untersuchte Projektdaten aus bestehenden Leistungsstudien mit zwei großen Samples aus Klasse 5 und Klasse 7 mit jeweils über 1000 Lernenden (mit und ohne sozioökonomische und migrationsbedingte Vulnerabilitäten) bzgl. (a) Mathematikleistung nach pandemiebedingten Schulschließungen des ersten Corona-Schuljahrs und (b) Leistungsentwicklung im Laufe des zweiten Corona-Schuljahrs mit vielen Schulunterbrechungen (2021/22). Mit Regressionsmodellen identifiziert wurden Prädiktoren für die Mathematikleistung und ihre Entwicklung, sowohl in den individuellen Merkmalen als auch den häuslichen und fernunterrichtlichen Lernbedingungen im ersten und zweiten Corona-Schuljahr. Insgesamt zeigt sich zwar, dass die vulnerablen Gruppen (mit niedrigem sozioökonomischem Status oder der ersten Migrationsgeneration) leicht nachteilhaftere häusliche und fernunterrichtliche Lernbedingungen hatten als der Durchschnitt ihrer Klassen. Diese wirken sich allerdings auf die Mathematikleistung relativ wenig aus. Die häusliche Lernbedingungen Technik-Ausstattung und Inhalts-Hilfe sowie die regelmäßigen Abgaben und wenig Lernvideos klärten zwei weitere Prozent auf der querschnittlich erfassten Mathematikleistung. Bekannte Befunde zur Prädiktionskraft des sozioökonomischen Status und des Migrationshintergrunds auf die Mathematikleistung und ihre Entwicklung werden im Datensatz bestätigt, aber auch ausdifferenziert durch eine unterrichtsnähere Lernvoraussetzung: Der Migrationshintergrund ist nicht mehr prädiktiv für Vorleistung und Leistungsentwicklung, wenn auch Sprachkompetenz (hier operationalisiert als Leseleistung) einbezogen wird. Die höchste Prädiktionskraft für die Leistungsentwicklung hat die mathematische Vorleistung. Aus diesen und weiteren Befunden zur Leistungsentwicklung bei verschiedenen Fördermaßnahmen ergeben sich folgende Angriffspunkte für resilienzstärkende Unterrichtsmaßnahmen, um vulnerable Lernende vor der Risikogruppe mit schwachen Basiskompetenzen zu bewahren: • Fokussierte Förderung der mathematischen Basiskompetenzen, weil die mathematischen Vorkenntnisse weit stärker das Weiterlernen beeinflussen sind als alle Herkunftsfaktoren • Sprachförderung, weil Sprachkompetenz weit stärker prädiktiv ist als der Migrationshintergrund und förderbar, dies betrifft nicht allein das hier fokussierte Lesen, sondern auch Zuhören, Sprechen, Schreiben in bildungssprachlichen Kontexten. • Sollte wieder Fernunterricht notwendig werden, dann sind a) solide Technik-Ausstattung und b) Verbindlichkeitsstrukturen hochrelevant, bei den Lernende von ihren Lehrkräften regelmäßig Feedback zu ihren Abgaben bekommen. Insgesamt lieferte das Projekt Corona Gaps empirische Einsichten zu Hintergründen steigender Disparitäten und Angriffspunkte für ihre Überwindbarkeit, die auch nach der Pandemie wichtig sind im Umgang mit vulnerablen Lernenden. Sie werden in Fortbildungsprogrammen und Materialentwicklungen gezielt integriert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Einfach nicht begabt oder Lücken in den Verstehensgrundlagen? Nachhaltige Förderung bei Mathematik-Schwächen. Schulverwaltung NRW – Fachzeitschrift für Schulentwicklung und Schulmanagement, 33(4), 117-119
    Rösike, Kim-Alexandra & Prediger, Susanne
 
 

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