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Der Einfluss der Coronavirus-Pandemie auf den Übergang vom Gymnasium in post-sekundäre Bildung

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2021 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470280514
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt untersuchte, ob und wie die COVID-19-Pandemie die Bildungsentscheidungen von Schülern*innen des Abiturjahrgangs 2021 in Deutschland beeinflusst hat. Solch eine Untersuchung ist wichtig, da die Forschung eindeutig zeigt, dass Bildungsentscheidungen am Ende der Schulzeit langanhaltende Folgen haben können. Im Mittelpunkt des Projekts steht die These, dass die Zunahme der Unsicherheit und ein Rückgang der psychischen Gesundheit aufgrund der COVID-19-Pandemie in den letzten Schuljahren den Bildungsentscheidungsprozess beeinflussen. So erschweren beispielsweise Schulschließungen den Zugang zu relevanten Informationen über postsekundäre Bildungswege, was die Bildungspläne der Schüler verzerrt haben könnte. Darüber hinaus könnten sich Hygiene- und Abstandsmaßnahmen direkt auf die psychische Gesundheit der Schüler auswirken - eine Schlüsselressource für den Bildungsentscheidungsprozess. In unserem Projekt wurden einzigartige Paneldaten von ca. 2.000 Gymnasiasten aus acht deutschen Bundesländern verwendet. Die Daten stammen aus einem Projekt namens "BerO-Studie", das die Auswirkungen der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf den Übergang von der Schule in post-sekundäre Bildung untersucht. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen der „BerO-Studie“ zwischen Herbst 2019 und Herbst/Winter 2022 mehrere CAWI- und CATI-Befragungen bei Schülern und Eltern durchgeführt. Die BerO-Daten enthalten detaillierte Messungen zu subjektiven Erwartungen über verschiedene post-sekundäre Bildungswege, Noten und tatsächliche Bildungsentscheidungen. Zusätzlich wurden seit Frühjahr 2020 Fragen zum Lernaufwand bei Schulschließungen, zu Sorgen über schulische Leistungen und die berufliche Zukunft und zu COVID-19-Infektionen gestellt. Im Frühjahr 2022 wurden im Rahmen des Projekts außerdem Daten von rund 900 Schüler*innen erhoben, um ein faktorielles Umfrageexperiment durchzuführen. Auf der Grundlage einer „Event study“ finden wir einen kurzfristigen negativen Effekt einer eigenen COVID-19-Infektion auf die selbst eingeschätzte Gesundheit und keinen Effekt auf die psychische Gesundheit. Die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit verschwinden nach 3 Monaten. Darüber hinaus hat eine COVID-19-Infektion kurzfristig einen negativen Einfluss auf die subjektive Einschätzung des Notendurchschnitts. Die Infektionen haben jedoch keinen Einfluss auf die subjektiven Überzeugungen über die postsekundäre Bildung. Außerdem deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass COVID-19-Infektionen die Aufnahme einer Ausbildung leicht verzögern. Insgesamt scheinen die Auswirkungen von COVID-19- Infektionen auf die Bildungsentscheidungen begrenzt zu sein. Die Ergebnisse des durchgeführten faktoriellen Surveyexperimentes deuten darauf hin, dass die COVID-19-Pandemie bei Personen, die eine Hochschul- oder Berufsausbildung absolvieren, emotionalen Stress und Überforderung auslöst - beides Dimensionen der affektiven psychischen Gesundheit und daher wichtig für die Bildungsentscheidung. Das Experiment deutet jedoch darauf hin, dass die Auswirkungen der Pandemie eher gering sind und dass eine Verschlimmerung der COVID-19-Pandemie nicht zu einer Änderung der Bildungspläne führt. Zusätzlich zu den Erkenntnissen über COVID-19 deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine und eine Verschlechterung der Arbeitsmarktbedingungen die emotionale Belastung beeinflussen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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