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Publikation des Buches „Hörsinn und ‚Ton‘. Ästhetische Anthropologie der Musik nach Herder und Händel“
Antragsteller
Dr. Rainer Schmusch
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470458481
In der Publikation wird in eingehender Untersuchung Herderscher Texte dessen Entwurf einer auf den Leistungen der menschlichen Sinne gründenden Ästhetik auf die Musik und den Hörsinn hin ausgearbeitet, zu einer musikanalytischen Methode erweitert und am Beispiel eines zeitgenössischen Paradigmas verifiziert. Der Entwurf wird sodann im musikwissenschaftlichen Diskurs um eine „Anthropologie der Musik“ positioniert. Als wegweisender Denker einer pluralistischen Kulturforschung analysiert Johann Gottfried Herder (1744-1803), wie in künstlerische Äußerungen der Menschen Lebensbedingungen im Zusammenspiel mit den körperlichen Gegebenheiten zu ganz unterschiedlichen Manifestationen des Selbstbewusstseins führen. Er verknüpft Kulturanthropologie mit der als „phänomenologisch“ aufgefassten Analyse der ästhetischen Subjektivität. Die vorliegende Abhandlung ist interdisziplinär angelegt. In drei aufeinander aufbauenden Studien geht sie auf Desiderate der literaturwissenschaftlichen und philosophischen Herderforschung sowie der Musikästhetik und Musikwissenschaft ein. Die selten und zumeist anthologisch dargestellte Musikauffassung Herders erweist sich als zentral für sein Denken. Die 1. Studie: „Ästhetischer Sensus zwischen Empirie und Metaphysik“ systematisiert die Musik be-treffenden, ästhetischen und anthropologischen Implikationen anhand Herders progressivstem ästhetischen Entwurf, dem „4. Kritischen Wäldchen“ von 1769, der durch spätere Schriften ergänzt wird. Die 2. Studie „Zur Analyse komponierter Anthropologie“ entwickelt ein Verfahren musikalischer Werkanalyse, das explizit und systematisch den Akt des Hörens miteinbezieht und an Strukturen in der Partitur eine anthropologische Semantik aufdeckt. Dieses neue Analyseverfahren wird exemplifiziert an Georg Friedrich Händels oratorischer Ode Alexander’s Feast (1736), ein Werk, in dem eine bis heute rezipierte, wirkungsästhetische Konzeption paradigmatisch verdichtet ist. In der 3. Studie „Musikalische Subjektivität als anthropologische Kategorie“ wird auf dieser Grundlage musikwissenschaftlich die Schnittstelle von Ästhetik und Anthropologie untersucht, wo Musik meistens ein eher marginal betrachteter Gegenstand ist. Aus der „phänomenologischen“ Untersuchung der Bewusstseinsstruktur musikalischen Erlebens ergeben sich methodologische Konsequenzen für die musikwissenschaftliche Forschung. Die Abhandlung versteht sich somit als musikästhetischer und musikanthropologischer Neuentwurf, der zugleich für die Herderforschung in systematisierender Darstellung die Musikanschauung als zentralen Teil seines Denkens würdigt.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
