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Religiosität in Ostdeutschland. Familiale Kontexte von Tradierung, Abbruch und Neukonstitution
Antragsteller
Dr. Hagen Findeis
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Empirische Sozialforschung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 471617302
Vor dem Hintergrund des in Ostdeutschland gravierenden Rückgangs kirchlicher Bindungen soll mit dem Bereich der Familie diejenige gesellschaftliche Sphäre untersucht werden, die für die Weitergabe bzw. Nichtweitergabe von Religion als zentral erachtet wird. Die übergreifende Frage lautet, welche familiären Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen oder verringern, dass Menschen sich an religiösen u.a. Normen und Werten orientieren. Dabei ist beabsichtigt, der Frage nach den vielfältigen Einflüssen bei der Aneignung, Weitergabe, dem Abbruch oder der Neuformation von religiösem Glauben in einem Drei-Generationen-Setting nachzugehen. In einem methodenpluralen Forschungsansatz kommen qualitative Interviews mit Großeltern, Eltern, Kindern (jeweils einzeln und generationsübergreifend gemeinsam) sowie eine Fotodokumentation zum Einsatz. Untersuchungsleitend ist die Frage, wie religiöse Sozialisationsprozesse in Familien verschiedener konfessioneller Struktur und sozioökonomischen Status über mehrere Generationen hinweg ablaufen. Inwieweit ist Familie als sozialer Möglichkeitsraum in der Lage, religiöse Traditionen und Erfahrungen zwischen den Generationen weiterzugeben und den Familienmitgliedern damit zugleich auch soziale Teilhabe zu ermöglichen? Oder ist die Weitergabe religiöser Traditionen in einer weitgehend entkirchlichten und religionslosen Gesellschaft eher mit einem Verlust sozialer Anschlussfähigkeit verbunden und ist damit die religiöse Tradition in ihrer sozialen Substanz selbst gefährdet? Welche Strategien entwickeln Familien, um im Umgang mit kultureller Uneindeutigkeit oder angesichts widerstreitender sozialer Handlungsanforderungen ihre religiöse Selbstverortung zu bewahren? Aus der Perspekti-ve der jungen Generation lautet die Frage, welche Prozesse dazu führen, dass sie an die Erfahrungen und Prägungen der älteren Generation anschließen kann oder diese modifiziert oder sich gänzlich von ihnen abwendet.Ausgehend von der Annahme, dass religiöse Sozialisationsprozesse einem weitgehend latenten Sinn folgen, setzt deren Analyse an den Aushandlungsprozessen über kulturelle Wertmuster zwischen den Generationen einer Familie an. Dabei geht es auch darum, die aus quantitativen Studien gewonnenen Befunde über die Transmission von Religiosität an die nachfolgenden Generationen breiter aufzufächern. Nicht zuletzt soll auch die Frage, ob der Rückgang kirchlich gebundener Religiosität einen Indikator für einen Wandel von Religion (Individualisierung) oder für deren Rückgang schlechthin (Säkularisierung) darstellt, in dem zu entfaltenden Setting diskutiert werden. So wie der qualitative Forschungsansatz seinem nicht regelbasierten Untersuchungsgegenstand religiöser Sozialisation in ihren vielfältigen Aspekten folgt, so sind aus dem Vorhaben auch keine repräsentativen Antworten für eine größere Grundgesamtheit zu erwarten. Indes geht es in einem konzeptuellen Sinne durchaus darum, Repräsentativität hinsichtlich der Typik der Phänomene herzustellen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen