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Auswirkungen verschiedener Kapselraffungstechniken auf die Beweglichkeit und hintere Kapseldehnung des Schultergelenks im Vergleich

Fachliche Zuordnung Orthopädie, Unfallchirurgie, rekonstruktive Chirurgie
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 49025485
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Nach heutigen Gesichtspunkten richtet sich der Therapieerfolg eines Patienten mit Schulterinstabilität nicht ausschließlich nach der maximalen Festigkeit des Gelenkes, sondern vorwiegend nach dem Wiedererlangen von Komfort und Beweglichkeit. Aus diesem Grund gilt es die unerwünschten Wirkungen einer Kapsel-Shift-Operation, und hier insbesondere das postoperative Außenrotationsdefizit sowie die Rezidivrate, weiter zu minimieren, um so eine gute biomechanische Funktion wiederherzustellen. Hierfür empfehlen einige Autoren bestimmte Gelenkstellungen während der Kapsel-Shift-Operation einzustellen. Aus diesen Erkenntnissen leiteten sich 2 Ziele für diese Arbeit ab: 1. Ein direkter Vergleich der 4 populärsten Kapselraffungstechniken (in der Technik nach Neer und Foster, nach Warren, nach Rockwood und nach Matsen, s.u.) untereinander. 2. Ein Vergleich zwischen 4 verschiedenen Armpositionen/Gelenkstellungen während der Kapsel-Shift-Operation und deren Effekt auf die postoperative Beweglichkeit des GH Gelenks. Für die Messung der dorsalen Kapselspannung wurde erfolgreich ein neue optisches Spannungsmessmethode entwickelt, welches neben einer Gewährleistung der Reproduktion der Versuche auch zu einer deutlich Reduktion der Versuchszeit führte und dem von Malicky et al. definierten Prinzip der „full-field strain measurement technique“, der Gesamt-Feld- Dehnungs-Prinzip Rechnung trug. Des Weiteren konnte durch eine Optimierung der Steuerungs-Software des Roboters ebenfalls Zeit eingespart werden. Insgesamt ein Schulterpräparat für jede der 5 Kapselzustände (nativ, Armposition 1, 2, 3 und 4) translatorisch und rotatorisch bei 0, 30 und 60° GH Abduktion getestet. Pro Technik A-D wurden 6 Schulterpräparate gestestet. Bereits die signifikante Reduktion der MA bei allen Techniken zeigen die deutlichen Auswirkungen der Kapsel-Shift-Operationen auf die postoperative Beweglichkeit. Wir konnten u.a. bei allen Techniken eine Reduktion der Außenrotation in Abhängigkeit zum glenohumeralen Elevationswinkel feststellen und eine signifikante Reduktion der Außenrotation bei Technik B (glenoidaler T-Shift) im Vergleich zu Technik A (humeraler T- Shift). Betrachtet man die translatorischen Testbewegungen, so konnten wir bei 60° glenohumeraler Elevation beobachten, dass alle 4 Methoden eine signifikante Reduktion der anterioren, posterioren und inferioren Translation im Vergleich zum nativen Präparat aufwiesen. Eine genauere Betrachtung zeigte eine signifikante Reduktion der anterioren und inferioren Translation der Technik B (glenoidaler Kapsel-T-Shift nach Warren) und eine signifikante Reduktion der posterioren und inferioren Translation der Technik A (humeraler/lateraler Kapsel-T-Shift nach Neer und Foster) sowie der Technik C (mittlerer Kapsel-Shift nach Rockwod). Bei Begutachtung der verschiedenen Armpositionen bei der Operation zeigte die Armposition 3 am häufigsten einen Effekt auf die postoperative glenohumerale Beweglichkeit, vor Allem auf die Außenrotation und posteriore Translation. Als Schlussfolgerung der Ergebnisse ist festzustellen, dass die einzelnen Kapsel-Shift- Techniken z.T. signifikante Unterschiede aufweisen, aber alle Techniken zur Therapie der multidirektionalen Instabilität zu empfehlen sind, zugeschnitten auf die individuellen Vorgaben des Patienten. Des Weitern zeigte sich eine Abhängigkeit des postoperativen Außenrotation zur gewählten Armabduktionsstellung während der Operation, d.h. ein Außenrotationsdefizit kann durch höhere Armabduktionswinkel während der Operation vermindert werden. Vor dem Hintergrund der aktuell zunehmenden arthroskopischen Stabilisierungsverfahren in der Gegenwart gilt ein besonderes Interesse, die Bedeutung der arthroskopischen Kapselraffungstechniken mit deren Auswirkungen auf die Gelenkstabilisierung und Biomechanik des Schultergelenkes zu untersuchen und die gewonnenen Ergebnisse mit den o.a. offenen Kapselraffungen zu vergleichen.

 
 

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