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Zwischen Biologie und Ethik – Der Triebbegriff in der klassischen deutschen Philosophie
Antragstellerin
Dr. Manja Kisner
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491002145
Der Triebbegriff spielt in der modernen Ideengeschichte eine wichtige interdisziplinäre Rolle. Am Anfang des 20. Jahrhunderts sind Triebtheorien, vor allem durch Freuds psychoanalytische Schule, einem breiteren Publikum bekannt geworden, doch dieser Begriff hat eine längere Vorgeschichte, die bis ins 17. und 18. Jahrhundert zurückreicht. Anknüpfend an die Kontroverse über die mechanische oder nicht-mechanische Natur der Lebewesen, die für das 17. Jahrhundert prägend war, beginnen die Mediziner und Physiologen im 18. Jahrhundert nach den nicht-mechanischen Kräften zu suchen, mit denen sich die spezifischen Eigenschaften der organischen Natur besser erklären ließen. Der Triebbegriff it in dieser Zeit aber nicht nur für die empirischen Wissenschaften von großer Bedeutung, sondern auch für die klassische deutsche Philosophie. Unter Berücksichtigung der historischen Ursprünge zielt das vorgeschlagene Projekt darauf ab, die dezidiert philosophische Bedeutung des Triebbegriffs in der klassischen deutschen Philosophie zum ersten Mal systematisch aufzuarbeiten und dabei den Blick auf die Zusammenhänge und Transformationen zu richten, die für die Entwicklungsgeschichte von Kant bis Hegel zentral waren. Zwar wird der Triebbegriff nicht zu den zentralen Begriffen der kantischen und nachkantischen Philosophie gerechnet, doch seine philosophische Bedeutung ist größer, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Innerhalb der jeweiligen Theorie übernimmt er die Funktion, zwischen Natur und Freiheit zu vermitteln, und im Verhältnis der philosophischen Theorien zu anderen Wissenschaften kommt ihm die Aufgabe zu, die normativen Ansprüche der Ethik mit den Erkenntnissen etwa der Biologie und der Anthropologie zu verknüpfen. Eine historische und systematische Aufarbeitung des Triebbegriffs – so meine leitende These – erlaubt es, die Entwicklungen innerhalb der klassischen deutschen Philosophie aus einer neuen Perspektive zu interpretieren, die das Spannungsverhältnis zwischen normativen und naturalistischen Geltungsansprüchen in den Mittelpunkt stellt. Vor diesem Hintergrund lässt sich schließlich eine weitreichende Diskussion über die Vor- und Nachteile einer Annäherung zwischen Biologie und Ethik eröffnen, die über das rein historische Interesse weit hinausgeht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande