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Zur Transformation des professionellen Habitus von Pflegelehrer*innen (Fortsetzung)
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Heidrun Herzberg; Professorin Dr. Anja Walter
Fachliche Zuordnung
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491073880
Das Projekt hat - während der bis dato zweieinhalbjährigen Förderphase - die ungeplante 'Laborsituation' der Implementierung der gesetzlichen Pflegeberufereform nutzen können und je drei Pflegeschulen in zwei Bundesländern in dem Zeitraum der Umsetzung des neuen Gesetzes wissenschaftlich beobachtet. Die methodische Triangulation von Expert*inneninterviews, Gruppendiskussionen und Unterrichtsethnographien hat zu einem komplexen Datenkonvolut geführt, das bedeutsame wissenschaftliche Erkenntnisse enthält und für die Weiterentwicklung der Bildungspraxis in den Pflegeschulen von großem Nutzen sein wird. Die vorläufigen Befunde fokussieren vor allem drei Entdeckungen: (a) die zentrale Bedeutung der Teams für die Entwicklung und Transformation professioneller Habitualisierungen; (b) die bemerkenswerte Diversität der Profile und 'Kulturen' der Pflegeschulen; (c) die hohe Bedeutung einer Art "Korrespondenz" zwischen Lernprozessen des Kollektivs und der je einzelnen Gruppenmitglieder bei der erfolgreichen Transformation professioneller Praktiken vom 'Pflegen' zum 'Lehren'. (zu a) Die entscheidende Variable für professionelle Habitustransformationen ist die Unterstützungs- und Entwicklungsbereitschaft des Teams. Professionelle Habitusentwicklung ist auf einen stabilen Rahmen, auf Konsistenz und Vertrauen im Schulteam angewiesen, d.h. auf eine Praxis, deren Verlässlichkeit sich als tacit knowledge (Polanyi) etabliert hat. (zu b) Die gegebene Realität ist durch eine beeindruckende Diversität der Lehrteams charakterisiert. Schon bei den sechs intensiv untersuchten Gruppen in zwei Bundesländern (ein Ost- und ein Westbundesland) lassen sich heuristisch vier unterschiedliche "Lernprofile" identifizieren: ein "proaktiv-reflexives Lernprofil", ein eher "bedachtsam-reflexives Lernprofil", eine Art "divergierend-subversives Lernprofil" und ein "reaktiv-beharrendes Lernprofil". (zu c) In Schulteams, die engagiert mit dem Reformvorhaben umgehen, lässt sich oft eine gewisse Affinität zwischen Lernphasen der einzelnen Gruppenmitglieder und dem Team als Ganzem erkennen. Diese Beobachtung hat mit der Tatsache zu tun, dass die Umsetzung der Reform offensichtlich dann besonders gut gelingt, wenn eine nachvollziehbare "Korrespondenz" zwischen den Lernerfahrungen der Gesamtteams und den individuellen Lernerlebnissen der einzelnen Teammitglieder festgestellt werden kann. Diese drei Entdeckungen gilt es, in der Fortsetzungsphase vertiefend zu analysieren - eine Option, die die Voraussetzung für eine konzeptionell überzeugende Verdichtung jenes Konstrukts des "Zwischenwissens" ist, das den ursprünglichen Antrag des Projekts theoretisch angeleitet hat und auch für die Verlängerung zentrale Orientierung bleibt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
