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Urbane Hirsevermarktung und deren Auswirkungen auf kleinbäuerliche Lebensverhältnisse
Antragstellerin
Dr. Mirka Erler
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491185259
Hirse wurde in Indien Jahrhunderte lang als Arme-Leute-Getreide verkannt. Dies führte dazu, dass im Gegensatz zu Reis und Weizen wenig Forschung und Entwicklung an Hirse betrieben wurde. Insbesondere in urbanen Regionen geriet Hirse als Lebensmittel praktisch in Vergessenheit. Seit einigen Jahren betonen Wissenschaftler:innen allerdings besondere Eigenschaften von Hirse. Da die Pflanze besonders trockenheitsresistent ist, kann sie größere Ernteausfälle abfedern. Darüber hinaus können ihre ernährungsphysiologischen Eigenschaften sowohl bei der Bekämpfung von Mangel- als auch Überernährung helfen. Diese Erkenntnisse führten zum einen zu einer gesteigerten Bedeutung von Hirse in der Entwicklungspraxis und zum anderen zu der Vermarktung von Hirse als Superfood an Indiens urbane Mittelschicht. Dieses Vorhaben untersucht die Auswirkungen von Hirsevermarktung an die indische Mittelschicht auf kleinbäuerliche Hirseproduzenten. Aktuell ist das Produktionsvolumen von Hirse in Indien zu niedrig um die gesamte Bevölkerung regelmäßig mit Hirse zu versorgen. Darüber hinaus ist nicht klar ob und wie sich Hirse als Cash Crop auf kleinbäuerliche Lebensverhältnisse und den Subsistenzkonsum von Hirse auswirkt. Dabei spielen Frauen eine besondere Rolle, da sie in vielen kleinbäuerlichen Gemeinschaften über Jahrzehnte für den Erhalt von Hirse in Anbau und Verbrauch gesorgt haben. Zudem ist aufgrund der gestiegenen Beliebtheit von Hirse ein Wandel von Anbaupraktiken absehbar, der bisher unzureichend dokumentiert ist. Aufbauend auf diesen Forschungslücken soll in diesem Vorhaben herausgearbeitet werden: 1) ... ob Zielkonflikte zwischen der Vermarktung und der Versorgung mangelernährter Bevölkerungsschichten mit Hirse bestehen. 2) ... ob Hirse bei Kleinbauern als Cash Crop etabliert ist und welche Auswirkungen auf kleinbäuerliche Lebensverhältnisse dies mit sich bringt. 3) ... ob die Vermarktung von Hirse Auswirkungen auf den Subsistenzkonsum von Hirse hat. 4) ... ob und wie die Vermarktung von Hirse die Lebensverhältnisse von Frauen besonders beeinflusst. 5) ... ob sich die Vermarktung auf die Anbaupraktiken von Hirse auswirkt.Durch diese Ziele soll das Vorhaben zu mehreren theoretischen Debatten in der Humangeographie und darüber hinaus beitragen: Superfood oder alternative Nahrungsmittel im Globalen Süden, die Integration von Livelihood Ansätzen in Theorien zu Globalen Produktionsnetzwerken und Globalen Wertschöpfungsketten, Nahrung als Gemeingut und "stiller Nachhaltigkeit".
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
Australien, Indien
Gastgeberinnen / Gastgeber
Professor Bill Pritchard, Ph.D.; Professorin Dr. Seema Purushothaman