Zwei mandäische Handschriften aus der Bodleian Library Oxford - Edition, Übersetzung, Kommentar
Final Report Abstract
Mehrere Themen haben das Interesse an den Mandäern von Seiten der Religionshistoriker, Theologen und Semitisten während des ganzen 20. Jahrhunderts wach gehalten. Hierzu gehören ihr aramäischer Dialekt, ihre umfangreiche, nur teilweise edierte Literatur, die noch nicht geklärten Verbindungen zum Neuen Testament, ihre Religion und nicht zuletzt ihr Bestehen schlechthin als einziges Überbleibsel einer altgnostischen Religionsgemeinschaft. Das Thema des Vorhabens ist die Edition, Übersetzung und Kommentierung von zwei mandäischen Handschriften aus der Bodleian Library Oxford: Ms Asiat Mise 13 (R) und Ms Drower 43 (R). Die erste Handschrift mit dem Titel „Der Diuan und die Erläuterung der Geheimnisse der Vorfahrer" gehört zu einer Reihe von Texten, in denen die priesterliche „geheime" gnostische Lehre Nasiruta dargelegt wird. Die zweite umfaßt eine umfangreiche Sammlung von Werken magischen Inhalts. Mit der vorgesehenen Editionsarbeit sollen folgende Ziele erreicht werden: die sprachliche Erschließung beider Texte, die Kommentierung kultischer Handlungen im Kontext der mandäischen rituellen Literatur, die Untersuchung der Tradierung von priesterlichem gnostischem Fachwissen, die Interpretation von fremden Elementen, deren Übernahme für eine synkretistische Religion charakteristisch ist. Mit der vorliegenden Arbeit sind Texteditionen geschaffen worden, die sich durch die Genauigkeit in der philologischen Analyse, die Tiefe der inhaltlichen Kommentierung, die Breite des Informationsspektrums sowie die Art der Darbietung in Originaltext und wissenschaftlicher Transkription deutlich von früheren, in vielerlei Hinsicht unzureichenden, Arbeiten der Mandäistik abhebt. Mit den in der Reihe Mandäistische Forschungen herausgegeben Texten liegen zum ersten Mal die Schriften der Mandäer in einer Form vor, die allen wissenschaftlichen Anforderungen gerecht werden und durch ihren umfangreichen sprachlichen und sachlichen Kommentar gleichzeitig für ein breiteres Fachpublikum zugänglich sind, als es bei den früheren Ausgaben der Fall war. Damit wird die Grundlage für eine umfassende fachübergreifende Erforschung der mandäischen Religion gelegt, die angesichts der akuten Bedrohung dieser Religionsgemeinschaft heute dringender als je zuvor nötig ist. Nur auf der Basis verlässlicher Texte, wie die hier herausgegebenen, kann eine solche Forschungsarbeit geleistet werden.
