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Einfluss der Demenz auf Verhaltensindikatoren von Schmerz und Emotionen
Antragstellerin
Professorin Dr. Miriam Kunz
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491518257
Im Verlauf der Demenzerkrankung verlieren die Menschen zunehmend die Fähigkeit, ihr Befinden verbal zu kommunizieren. Dies bedeutet auch, dass innere Zustände wie Schmerz und negative Emotionen nicht mehr durch Sprache mitgeteilt werden können und deshalb oftmals unbemerkt und - im Falle von Störungen - unbehandelt bleiben. In dieser Situation gilt es, nonverbale Verhaltensindikatoren wie Mimik, Stimme und Körperbewegungen als Alternativen heranzuziehen. Bislang gibt es nur einige wenige Studien zu demenzbedingten Veränderungen der Mimik. Diese Studien weisen auf einen gesteigerten Ausdruck von Schmerz und negativen Emotionen bei Menschen mit Demenz hin, welcher womöglich mit Einbußen in kognitiven Inhibitionsleistungen assoziiert ist. Bezüglich der schmerz- und emotionsindikativen Variablen „Stimme“ (z.B. phonetische Stimmparameter) und „Körperbewegung“ (z.B. Aktigramme) fehlen Untersuchungen bei Menschen mit Demenz fast völlig.Ziel des vorliegenden Antrages ist es daher, den Einfluss von Demenzerkrankungen auf den non-verbalen Schmerz- und Emotionsausdruck zu untersuchen, der multimodal über Mimik, Stimme und Körperbewegung erfasst wird. Zudem soll untersucht werden, ob sich demenzbedingte Veränderungen im Schmerz- und Emotionsausdruck durch spezifische neuropsychologische Einbußen (insbesondere durch Einschränkungen von Inhibitionsfunktionen) erklären lassen. Um die ökologische Validität zu gewährleisten, werden Schmerzen und Emotionen (Ärger, Freude) in kontrollierter, realitätsnaher Umgebung (Living Lab) durch Verrichtung von standardisierten Alltagsaktivitäten (Aktivitäten des täglichen Lebens, ATL) ausgelöst. Als Teilnehmer werden 40 Personen mit Alzheimer-Krankheit und 60 kognitiv gesunde Menschen fungieren. Schmerz- und Emotionsausdruck werden multimodal (Facial Action Coding System zur Mimikanalyse; phonetische Analysen der Stimme; Aktigraphie und funktionale Klassifikation von Bewegungsmustern) erfasst und analysiert. Die multimodale Erfassung ist bei der Untersuchung von Menschen mit Demenz vielversprechend, weil keine nonverbale Modalität allein schon ausreichende diagnostische Sicherheit bietet. Die Auswertung der multimodalen Daten erfolgt über traditionellen Inferenzstatistik und wird durch maschinelle Lernverfahren (interpretierbare Ansätze) ergänzt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Stefan Lautenbacher