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Metakognitive Therapie und Neuro-Physiotherapie zur Behandlung funktioneller Bewegungsstörungen – eine randomisierte, Beobachter-verblindete Machbarkeitsstudie
Antragstellerin
Dr. Anne Weißbach
Fachliche Zuordnung
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491532520
Bei Patienten mit funktionellen Bewegungsstörungen (FBS) treten abnorme Bewegungen auf, die mit Symptomen definierter neurologischer Störungen unvereinbar und nicht mit strukturellen Auffälligkeiten des ZNS assoziiert sind. FBS können klinisch zuverlässig diagnostiziert werden, da sie inkongruent zur Neuroanatomie und hoch variabel sind und eine deutliche Aufmerksamkeitsabhängigkeit aufweisen. FBS sind sehr häufig und können bis zu 20% der Patienten in Bewegungsstörungszentren ausmachen. Die Versorgung dieser Patienten ist allerdings sehr uneinheitlich, und die meisten Patienten sind unzufrieden mit ihrer Behandlung.Ein bedeutender Grund dafür ist das Fehlen von therapeutischen Leitlinien. Patienten konsultieren in der Regel eine Vielzahl verschiedener Ärzte und erhalten oft unnötige, kostenintensive Diagnostik.Neue Behandlungsstrategien sind daher dringend erforderlich. Die Suche nach Behandlungen wird durch die Heterogenität der Symptome erschwert. Interessanterweise konnten systemphysiologische Studien gemeinsame zugrunde liegende Fehlfunktionen aufzeigen, insbesondere eine gestörte sensomotorische Informationsverarbeitung und Bewegungswahrnehmung, verbunden mit einer verstärkten Aufmerksamkeit auf fehlgeleitete kognitive Prozesse und abnorme Bewegungen. Dies erfordert konzeptionell therapeutische Ansätze, bei denen die gestörte Wahrnehmung von selbstgenerierten Bewegungsabläufen korrigiert und die Aufmerksamkeit neu fokussiert wird. Neuro-Physiotherapie (NPT) basiert auf der Neuerlernung physiologischer Bewegung, indem gezeigt wird, dass normale Bewegung möglich ist, um so das Vertrauen des Patienten in die eigene Bewegungsfähigkeit zu fördern. Es zeigte bereits in einzelenen Vorstudien eine Wirksamkeit, die allerdings z. T. begrenzt war. Die metakognitive Verhaltenstherapie (MCT) beruht auf der Vorstellung des Patienten über die eigene Kognition (Metakognition). Sie erklärt, wie dysfunktionale Denk- und Selbstwahrnehmungsmuster zu FBS führen und diese aufrechterhalten und schult die Patienten, ihre Aufmerksamkeit bewusst von störenden psychischen Prozessen auf neutrale Reize umzulenken. MCT könnte daher die Behandlungseffekte der NPT verstärken.Wir möchten in der beantragten Pilotstudie die Machbarkeit und Effektivität der NPT und einer Kombination aus NPT und MCT testen. Patienten erhalten 20 Behandlungseinheiten über 10 Wochen und erlernen ein Selbsttraining. Die Wirksamkeit wird bis 12 Monate nach Intervention durch validierte, FBS-spezifische, verblindete Videoratings analysiert.FBS-Patienten haben das Potenzial zur vollständigen Genesung bei suffizienter Behandlung. Die Interventionen unserer Machbarkeitsstudie könnten daher eine unmittelbare und deutliche Verbesserung der Versorgung von FBS-Patienten zur Folge haben mit bedeutsamer Symptomreduktion und Verbesserung der Lebensqualität und auch zu einer Verringerung der Belastungen des Gesundheitssystems führen.
DFG-Verfahren
Klinische Studien
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Kirsten Zeuner