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Emanzipation nach der Emanzipation. Jüdische Literatur, Philosophie und Geschichte von 1900 bis heute

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Geschichte der Philosophie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491743779
 
Ausgehend vom jüdischen Emanzipationsdiskurs des 19. Jahrhunderts und dessen enger Verschränkung mit angrenzenden Emanzipationsdiskursen – der Frauen, des ‚vierten Standes‘, der Jugend, auch der ‚Emanzipation des Fleisches‘ –, fragt das Projekt nach der Fortsetzung dieser Diskursformation/en nach 1918 bzw. nach ihrer Aufhebung in angrenzenden Diskursformationen nach 1933. An den Werken vieler jüdischer Autor:innen in der Zeit der 1920er Jahre und danach lässt sich zeigen, wie stark der Emanzipationsgedanke programmatische Texte zur ‚Judenfrage‘ auch nach der Zäsur des Ersten Weltkriegs noch prägt. Zugleich lässt sich in der Literatur und Philosophie nach 1933 nachvollziehen, auf welche Weise Konzeptionen von (jüdischer) Emanzipation im 20. Jahrhundert auf die Brüche reagieren, die durch die Erfahrung von Entrechtung, Exil und Shoah gegeben sind.Das Projekt ist gegliedert in zwei Arbeitsphasen, deren erste sich schwerpunktmäßig mit den Jahren 1900–1933 befasste und bis auf ein Arbeitstreffen im Juli 2021 und die geplante Abschlusstagung im Februar 2022 bereits abgeschlossen ist, und die zweite Arbeitsphase, die sich mit den Jahren 1933 bis zur Gegenwart befasst. Für die erste Abschlusstagung (Teilband I) sowie für die zweite Arbeitsphase mit vier Workshops und Abschlusstagung (Teilband II) wird eine Netzwerk-Förderung bei der DFG beantragt.1. Leitfragen der ersten Arbeitsphase waren: In welcher Weise formiert sich die Enttäuschung über den von vielen Juden als gelungen, von vielen aber auch als gescheitert erlebten Prozess der jüdischen Emanzipation im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zu einem Diskurs, in dem die (Wieder-)Gewinnung jüdischen Selbstbewusstseins sich als ‚Jüdische Renaissance‘ die im 19. Jahrhundert weitgehende Integration in die und Assimilation an die christliche Mehrheitsgesellschaft wieder rückgängig zu machen versucht? Lassen sich wechselseitige Beeinflussungen zwischen christlichen und jüdischen Erneuerungsbewegungen nachzeichnen und ihr Niederschlag in (religions-)philosophischen und literarischen Werken näher bestimmen und auswerten im Blick auf ein differenzierteres Verständnis der jüdischen Emanzipationsbewegung in den unterschiedlichen Judentümern im Deutschland der Zwischenkriegszeit?2. Leitfragen für die zweite Projektphase sind: In welcher Hinsicht ist der Emanzipationsgedanke in den Jahren nach 1933 noch brauchbar? Lassen sich anhand (religions-)philosophischer und literarischer Werke der für den deutschsprachigen Diskurs relevanten Texte, zunehmend auch von Filmen und Serien, Entwicklungen nachvollziehen, die in eine Emanzipation vom „deutschen Gedächtnistheater“ führen? Wie verhält sich die Rede vom „Zivilisationsbruch“ zu Kontinuitäten und Bezugnahmen auf einen (vermeintlich?) dialogischen Austausch und eine (scheinbar?) geteilte Tradition vor und nach 1933? In welchem Verhältnis stehen deutschsprachige Kultur und Geschichte in Israel zu den beiden deutschen Erinnerungsdiskursen in Ost und West?
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

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