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Polarisierung durch und in Referenden: Dynamiken der Polarisierung innerhalb und außerhalb des Parteiensystems

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491988424
 
Das ursprünglich im US-Kontext entwickelte Konzept der affektiven Polarisierung ist mittlerweile erfolgreich auf Europa übertragen worden. Die Ursachen und Folgen programmatischer und affektiver Polarisierung jenseits der elektoralen Arena sind jedoch weiterhin weniger gut erforscht. Das vorgeschlagene Projekt untersucht, wie sich Polarisierung durch und in Referenden entwickelt. Die direkte Demokratie wird dafür gelobt, dass sie den Bürger:innen erlaubt, neue Themen auf die Tagesordnung zu setzen, aber Referenden werden auch dafür kritisiert, dass sie komplexe Themen auf eine binäre Entscheidungssituation reduzieren. Direkte Demokratie kann bestehende politische Spaltungen vertiefen, indem sie eine Abstimmung über ein kontroverses Thema erzwingt. Darüber hinaus könnten Referenden sogar neue Spaltungen schaffen, indem sie anhand von Themen, über die sich die Bürger:innen zuvor wenig Gedanken gemacht haben, gegensätzliche Lager bilden. Das Projekt führt eine neue, potenziell wichtige aber bisher übersehene Determinante der Polarisierung in die Debatte ein und trägt so zu den Literaturen über Polarisierung und direkte Demokratie bei, die sich bisher erstaunlich wenig überschneiden. Ein weiterer Beitrag liegt in der Weiterentwicklung unseres Verständnisses von Polarisierung, die bisher nur in Form von Spaltungen zwischen Parteien und Parteianhänger:innen verstanden wurde. Das Projekt ist auf die Beantwortung der folgenden übergreifenden Forschungsfrage ausgerichtet: Verstärken Referenden die Polarisierung, oder legen sie lediglich bereits bestehende Spaltungen in der Gesellschaft offen? Es untersucht diese Frage auf zwei Analyseebenen – der systemischen und der individuellen Ebene – und besteht aus vier Komponenten. Erstens soll das Projekt einen umfassenden Überblick über verfügbare Konzepte und Daten zu Polarisierung und Referenden zusammenstellen, um die Beziehung zwischen Referenden und Polarisierung in systematischen länderübergreifenden Analysen zu untersuchen. Zweitens wird das Projekt neue Wege zur Messung von Polarisierung jenseits von Parteien beschreiten, indem es das Konzept der themenbasierten affektiven Polarisierung als Sympathie und Abneigung zwischen Gruppen, die nur durch Themen definiert werden, operationalisiert. Drittens unternimmt das Projekt eine erneute Analyse bestehender Umfragedaten, um besser zu verstehen, wie Referendumskampagnen Polarisierung erzeugen. Viertens soll eine originäre Bevölkerungsbefragung zu einem Volksentscheid in Deutschland durchgeführt werden, um das neu entwickelte Konzept der themenbasierten Polarisierung in die Praxis umzusetzen. Der theoretische Beitrag des Projekts besteht also darin, ein neues Maß für themenbezogene Polarisierung zu entwickeln und eine umfassende theoretische Erklärung dafür zu finden, ob und wie Referenden Polarisierung erzeugen. Der empirische Beitrag liegt in der Sammlung und Analyse länderübergreifendr Daten zu Polarisierung und Referenden sowie relevanter Umfragedaten.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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