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Interpersonelle Dysfunktion als Kern der Persönlichkeitsstörung

Antragstellerin Dr. Johanna Hepp
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 492768360
 
Aktuelle Diagnosesysteme wie die zehnte Ausgabe der International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD-10) beschreiben zwölf spezifische Kategorien von Persönlichkeitsstörungen. Im Zuge der Einführung der ICD-11 im Januar 2022 wird dieses System von Grund auf erneuert und es wird nur noch eine Diagnose Persönlichkeitsstörung (PS) in den Ausprägungen leicht, mittelgradig und schwer geben. Die Kernkriterien dieser neuen Diagnose sind eine Beeinträchtigung der selbst-referentiellen Funktionen (z.B. ein beeinträchtigter Selbstwert) sowie interpersonelle Dysfunktion (z.B. die Unfähigkeit, Beziehungen zu knüpfen und aufrechtzuerhalten). Zudem können fünf problematische Persönlichkeitseigenschaften („Traits“) kodiert werden, wenn diese im Symptombild vorherrschend sind. Diese Traits sind negative Affektivität, Distanziertheit, Dissozialität, Enthemmung und Zwanghaftigkeit. Die Ziele des Projektes sind zu erforschen, ob Personen mit höherer PS Schwere tatsächlich mehr zwischenmenschliche Probleme im Alltag erleben, ob die verschiedenen Traits mit unterschiedlichen Arten von Problemen einhergehen und in welchen Kontexten zwischenmenschliche Probleme besonders häufig oder selten auftreten. Die Probanden beantworten hierzu in ihrem Alltag Fragen auf einem Studienhandy zur Häufigkeit und Qualität ihrer Interaktionen, dem Interaktionsstil (z.B. verträglich oder aggressiv), dem Auftreten negativer und positiver Ereignisse (z.B. Streit oder Zuneigung) und ihren emotionalen Reaktionen darauf sowie Fragen zum Kontext der Interaktion (z.B. zu Hause vs. am Arbeitsplatz, mit dem Partner vs. mit Fremden). Zusätzlich zum Studienhandy tragen die Probanden einen Sensor, der während der gesamten Studie ihre Herzrate aufzeichnet. Diese Daten werden genutzt um zu ermitteln, wie stark die Probanden physiologisch auf unterschiedliche soziale Situationen reagieren. Zusätzlich zur Untersuchung im Alltag enthält das Studienprogramm zwei Laborstudien, in denen untersucht wird, wie Gesunde und Probanden mit PS auf positive und negative soziale Reize reagieren. Auch hier wird sowohl der Selbstbericht der Probanden gemessen (z.B. ihre Emotionen nach der Reizdarbietung) als auch die Herzrate. Perspektivisch kann diese Forschung helfen, existierende Behandlungsansätze an unterschiedliche PS Schweregrade und Trait-Kombinationen anzupassen und Hochrisikokontexte für zwischenmenschliche Probleme zu identifizieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Timothy J. Trull, Ph.D.
 
 

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