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Informieren, Dokumentieren, Beraten: Integrierte Namen-, Text- und Bilddatenbank über den Umgang mit kolonialen Straßennamen seit 1945 bis heute

Antragstellerin Dr. Verena Ebert
Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 492996932
 
Im Folgeprojekt soll erstmals eine integrierte Namen-, Text- und Bilddatenbank über bisherige sprachliche Umgangsformen mit kolonialen Straßennamen seit 1945 bis heute für ein breites, diverses Publikum entstehen: Die digitale Bereitstellung umfasst anhand von über 400 aus der Perspektive ex ante zusammengestellte Straßennamen (Datengrundlage) alle Umbenennungsprozesse für den gesamten Untersuchungszeitraum in ihrer diachron-diatopischen Verteilung. Dabei werden auch spätere Namenverfügungen in nachkolonialen bzw. postkolonialen Kontexten in der BRD und in (West-)Deutschland bis heute im Zuge themenkohärenter bzw. -ähnlicher Erweiterung alter Kolonialviertel berücksichtigt. Außerdem werden alle (kolonialkritischen) Kontextualisierungen im Raum für beibehaltene koloniale Straßennamen (als ex post-Mahnung) sowie für die neuen Namen (im Zuge vorheriger Umbenennung) durch zusätzliche Kommunikate (Schilder, Stelen) berücksichtigt. Neben der Aufbereitung wissenschaftlicher Ergebnisse setzt sich das Projekt zum Ziel, alle in (de-)kolonialen Kontexten verhandelten Namendiskurse seit 1990 bis in die Gegenwart zu erheben, zu systematisieren und sodann in der Datenbank zu dokumentieren. Von Interesse sind hierbei auch diskursiv-sprachliche Aushandlungen von kolonial, gelabelten’ Namen aus der Perspektive ex post (u. a. Mohrenstraße). Im Zentrum stehen die von allen Diskursbeteiligten (top-down/bottom-up) hervorgebrachten, (mehrheitlich) unberücksichtigten Namenvorschläge zur Erinnerung an Persönlichkeiten der Schwarzen deutschen/europäischen Geschichte, mit denen ein Perspektivwechsel hin zu einer kritischen Sichtweise auf die Kolonialgeschichte und ihre Folgen intendiert ist. Berücksichtigt werden auch damit einhergehende pro/contra Argumentationen, die sich jüngst in digitalen Bürgerbeteiligungsformaten nachvollziehen lassen. Zur Unterstützung der Erhebungsarbeiten aller in (de-)kolonialen Kontexten (ex ante/ex post) verhandelten Namenprozesse und -diskurse wird die Datenbank mit dem Ansatz der Citizen Science für den Miteinbezug aller Diskursbeteiligten (Geschichts- und Kulturwissenschaften, gesellschaftspolitische Initiativen, interessierte Zivilgesellschaft, politische Entscheidungstragende) erweitert. Mit der städteübergreifenden linguistischen Aufarbeitung bisheriger Aushandlungsprozesse wird ein fachübergreifendes Informationsangebot zu versprachlichten (kritischen) Haltungen und Einstellungen zu Kolonialismus und dessen Verankerung im kollektiven Gedächtnis geschaffen. Die Dokumentation wird zugleich durch den Ansatz der Citizen Science, der sich an die gesamte interessierte Öffentlichkeit (top-down/bottom-up) richtet, maßgeblich erweitert. Nicht zuletzt profitieren die Kommunen von der Datenbank als Beratungsinstrumentarium, indem lokale Umbenennungskontroversen in den städteübergreifenden Diskurs eingeordnet und verschiedene Möglichkeiten des sprachlichen Umgangs mit rezenten Straßennamen in (de-)kolonialen Kontexten ausgelotet werden können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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