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Tourismus und Wohnqualität in Kleinstädten
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Sybille Frank; Professorin Dr. Kristin Wellner
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 493193325
Die Tourismusindustrie hat in den vergangenen Jahren weltweit und auch in Deutschland an Bedeutung gewonnen und bis 2019 stetig Umsatzzuwächse verzeichnet (mit einer weitgehenden Erholung der Branche nach Eindämmung der Coronapandemie ist zu rechnen). Diese Entwicklung war und ist jedoch nicht gleichverteilt. Während der Tourismus in Großstädte und insbesondere Metropolen von deutlichen Nachfrageanstiegen geprägt war, stehen beim Blick auf Kleinstädte starke Tourismussteigerungen in einigen Kommunen einem Rückgang des Fremdenverkehrs in anderen gegenüber. In Entwicklungskonzepten für Kleinstädte und die sie umgebenden ländlichen Räume wird der Tourismusbranche häufig eine tragende Rolle zugeschrieben. Touristische Nachfrage verspricht Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, gleichzeitig können Kleinstädte durch Tourismus aufgewertet werden, was, so die häufige Begründung, auch anderen Zwecken und Zielgruppen zugutekommt.Das vorliegende Forschungsprojekt fragt danach, in welchem Verhältnis Tourismus und Wohnqualität in Kleinstädten zueinander stehen. Dazu werden drei ausgewählte Kleinstädte in Hessen mit unterschiedlichen Tourismusentwicklungen (Rüdesheim am Rhein: Stagnation; Steinau an der Straße: Anstieg; Bad König: Rückgang) daraufhin untersucht, welche Auswirkungen diese verschiedenen Entwicklungspfade auf die von der lokalen Bevölkerung wahrgenommene Wohnqualität haben. Dabei konzentriert sich die Betrachtung insbesondere auf die Qualitäten des Wohnumfeldes mit seiner Gewerbe- und Dienstleistungsinfrastruktur, den sozialen Netzwerken und dem kleinstädtischen öffentlichen Raum als Orte des alltäglichen Erlebens. Das Projekt forscht an der Schnittstelle von Soziologie und (Immobilien-)Ökonomie und arbeitet konsequent interdisziplinär. Mittels einer Policy- und Medienanalyse sowie leitfadengestützten Interviews mit lokalen Stakeholder*innen werden zunächst Wahrnehmungen, Erklärungsansätze und Umgangsstrategien in Bezug auf die Tourismusentwicklung vor Ort nachgezeichnet. Die erhobenen Daten werden mit lokalen Wirtschaftsstrukturdaten in Bezug gesetzt, um Zusammenhänge zwischen der Tourismusentwicklung und der ökonomischen Situation der öffentlichen und privaten Haushalte herauszuarbeiten; zudem werden Veränderungen der Gewerbe- und Dienstleistungsinfrastruktur mithilfe einer Kartierung und Expert*inneninterviews erhoben. Im Rahmen von Go-Along-Interviews mit Bewohner*innen der untersuchten Städte werden wahrgenommene Qualitäten des Wohnumfeldes, der öffentlichen Räume und deren Veränderung rekonstruiert. Ein gemeinsamer Diskussions- und Reflexionsprozesses führt die unterschiedlichen Datenstränge mit dem Ziel zusammen, fundiertes Wissen über das komplexe Verhältnis von Tourismus und Wohnqualität in Kleinstädten zu generieren und damit einen Beitrag zu den bislang unverbundenen Feldern der Tourismus-, Kleinstadt- und Wohnqualitätsforschung zu leisten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen