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Erfassung und Modulierung von Mikrobiom und Resistom in Tierkliniken
Antragstellerin
Professorin Claudia Guldimann, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Tiermedizin
Medizinische Mikrobiologie und Mykologie, Hygiene, Molekulare Infektionsbiologie
Medizinische Mikrobiologie und Mykologie, Hygiene, Molekulare Infektionsbiologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 493314252
Die Entwicklung antimikrobieller Resistenzen (AMR) wird von der WHO als globale Krise bezeichnet, wobei der Antibiotikaeinsatz bei Mensch und Tier als treibende Kraft gesehen wird. Krankenhäuser können AMR-Bakterien als Reservoir dienen, indem diese Nischen wie Bodenrisse, Abflüsse oder Waschbecken langfristig besiedeln. Übertragungen von Krankenhausoberflächen auf Patienten, hauptsächlich aufgrund mangelnder Hygiene, sind gut dokumentiert. Tiefgreifende Maßnahmen wie der Austausch ganzer Sanitäranlagen zeigen, wie schwer sich AMR-Bakterien aus Gebäudeteilen beseitigen lassen. Im Gegensatz zur Humanmedizin oder der Nutztierhaltung, unterliegen AMR in Haustierklinken keinem vorgeschriebenem Monitoring, mit entsprechend dünner Datenlage. Dennoch stellen AMR in Haustierkliniken, analog zu Humankliniken, eine große Herausforderung für die Spitalhygiene dar, und bergen zusätzlich das Risiko einer Übertragung vom Tier auf den Menschen. Aktuell bietet sich eine einzigartige Forschungsmöglichkeit, um die AMR-Dynamik in Tierkliniken zu untersuchen: Zwei hochmoderne Haustierkliniken werden 2021/2022 in neue Gebäude umziehen. Unser Ziel ist es, i) die Dynamik des Mikrobioms und Resistoms während der Inbetriebnahme der neuen Gebäude zu dokumentieren und ii) mikrobiell basierte Reinigungsprodukte (MBCPs) als innovative Strategie zur Modulation des ansässigen Mikrobioms einzusetzen. Die Mikrobiome (Summe der in einer Probe vorhandenen Bakterien) und Resistome (Summe der im Mikrobiom vorhandenen AMR kodierenden Gene) beider Kliniken werden vor und nach dem Umzug in die neuen Gebäude untersucht. Hierbei sollen Hochrisikobereiche für die Übertragung von AMR-Bakterien auf die Patienten ermittelt und das Potenzial der MBCPs in Hinblick auf die Reduktion oder Vermeidung von AMR im Mikrobiom von Tierkliniken untersucht werden. Der Einsatz von MBCPs stellt ein völlig neues Hygienekonzept dar. Durch das Aufbringen von Sporen lebensmitteltauglicher, apathogener Bacillus-Spezies auf Krankenhausoberflächen wurden bei Versuchen in Humanklinken bemerkenswerte Erfolge gezeigt: Das Mikrobiom verlagerte sich in Richtung apathogenerer, Spezies mit weniger AMR. Dies ist nach unserem Wissensstand das erste Projekt zur Anwendung von MBCPs in Kliniken für Haustiere. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden dringend benötigte Einblicke in die Dynamik des Mikrobioms / Resistoms von Tierkliniken liefern und dabei helfen, Risikofaktoren für die Gesundheit von Tier und Mensch besser zu verstehen. Die Studie wird auch Erkenntnisse zum Einsatz von MBCPs in Tierkliniken generieren, um kritische Fragen zu beantworten: Können diese sicher und erfolgreich angewendet werden, um AMR-Bakterien in der Tierklinikumgebung zu reduzieren? Die daraus resultierenden Daten werden einen wichtigen Beitrag leisten, um wissenschaftlich fundierte Entscheidungen zur Eindämmung von krankenhausassoziierten Infektionen sowohl bei Menschen als auch bei Tieren einzudämmen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Belgien, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Dr. Brandy Burgess; Dr. Noelle Noyes; Dr. Robin Temmerman