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Die Geschichte des Königs Yaśōdhara im religiösen und kulturellen Umfeld Karnāṭakas

Antragstellerin Dr. Anna Aurelia Esposito
Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 493368931
 
Im Zentrum dieses Projekts steht das Yaśōdharacarite („Die Geschichte des [Königs] Yaśōdhara“) des Janna – ein Schlüsseltext der kanaresischen Literatur, der in einer Umbruchzeit Karnāṭakas geschaffen wurde: Während gegen Ende des ersten Jahrtausends die Mitglieder der einzelnen Herrscherhäuser überwiegend dem Jainismus nahestanden, gewannen gegen Mitte des 12. Jhs. die Vīraśaivas immer mehr an Macht. Das Erstarken der Vīraśaivas forderte eine Gegenreaktion der Jainas heraus, eine Auseinandersetzung mit und klare Abgrenzung von den Wertvorstellungen und Ritualen ihrer Rivalen. In diesem spannungsreichen Umfeld wählte Janna – Hofdichter, Minister und Heerführer unter den Hoysaḷa-Königen Ballāḷa II (1173-1220) und Nārasiṃha II (1220-1235) – die Geschichte des Königs Yaśōdhara 1209 als Thema seiner ersten größeren Dichtung. König Yaśōdhara, der infolge eines symbolischen Gewaltakts – der Opferung eines Hahns aus Teig – schrecklichste Wiedergeburten und grausame Todesarten durchleiden muss, ist ein ideales Beispiel für die Propagierung des im Jainismus zentralen Konzepts der ahiṃsā, der Gewaltlosigkeit in Taten, Worten und Gedanken. Durch die Erschließung dieses Textes soll ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der besonderen Interaktionen zwischen religiösen Strömungen geleistet werden, die durch literarische Kommunikation stattfinden. Fragen des politischen Einflusses, der Rivalität um Patronage und der Legitimation, die neben religiösen Interessen eine zentrale Rolle im mittelalterlichen Indien spielten, sollen dabei unter dem Blickwinkel des Yaśōdharacarite und seines Autors untersucht werden. Neue Erkenntnisse zur Kontinuität der Spannungen zwischen dem Jainismus und den verschiedenen hinduistischen Traditionen vom Mittelalter bis in die Moderne wird eine Untersuchung des Jīvadayāṣṭamī-nōmpu bringen, welches sich – mit Jannas Yaśōdharacarite als zentralem Text – in Abgrenzung zu gewaltsamen Praktiken des hinduistischen Navarātrī als eine Art „Gegenritual“ gebildet hat und bisher in der Forschung kaum beachtet wird. Neben diesen Aspekten sollen anhand des Yaśōdharacarite, das am Schnittpunkt zwischen der panindischen und der regionalen literarischen Kultur steht, Prozesse der Vernakularisierung und Regionalisierung untersucht werden: Auch hier nimmt das Werk eine Schlüsselposition ein zwischen zeitlich vorangehenden Texten in den überregionalen Sprachen Sanskrit, Jaina-Mahārāṣṭrī und Apabhraṃśa und einer lebendigen literarischen Tradition in Kannaḍa. Fragen der Übersetzung, Übertragung und Adaption im südasiatischen Raum sollen ebenso in dieses Projekt einfließen wie eine Analyse von Jannas Yaśōdharacarite unter dem Gesichtspunkt der „adaptiven Wiederverwendung“ („adaptive reuse“), die wichtige Aufschlüsse über Jannas religiöses und politisches Umfeld geben wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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