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Eine kritische Kunstgeschichte Internationaler Ausstellungen und Weltausstellungen: Mode und Modernen dezentrieren

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 493884840
 
Die Weltausstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts haben wichtige Impulse für die Geschichte der Kunst und Mode gesetzt. Beide waren seit Beginn der Weltausstellungen feste Bestandteile nationaler Selbst-Präsentationen. In dem Forschungsprojekt sollen Kunst und Mode im Kontext der Weltausstellungen grundlegend aufgearbeitet werden. Damit kommt das Vorhaben drei Desideraten nach: Erstens werden Kunst- und Modemetropolen dezentriert: Nicht nur wurde die ganze Welt auf den internationalen Ausstellungen en miniature zusammengebracht, sondern auch Objekte und Artefakte aus den unterschiedlichsten Bereichen von Technik, Handwerk, Kunst und Mode wurden in einem holistischen Modell vereint, die in der Idee des „Gesamtkunstwerks“ reflektiert wurden. Weltausstellungen haben solche Zentren des Sehens und Zeigens geschaffen und dienten dazu, Paris als Kunst- und Modemetropole zu etablieren, abgegrenzt von seinen "Peripherien", wie den Repräsentationen der Kolonien, die im Gegensatz dazu als traditionell und ‚authentisch‘ präsentiert wurden.Zweitens werden die damit verbundenen Modernekonstruktionen im Kontext eines „critical globalism“ hinterfragt. Die Inszenierung 'moderner' Kunst als 'nationale Schulen', die zeitgleich entstanden, war auch eine Möglichkeit, künstlerische Metropolitanität und 'Peripherie' im transnationalen Rahmen der Weltausstellungen zu verhandeln. In diesem Sinne spielten Weltausstellungen eine wichtige Rolle in einem Modernitätswettbewerb, in dem westliche Nationen als industriell, künstlerisch und modisch ‚fortschrittlich‘ galten. Besonders Lateinamerika als ‘noch nicht modern’, aber auch nicht mehr kolonisiert, nimmt im Kontext der Weltausstellungen eine ambivalente Stellung ein.Drittens erhalten Kunstgeschichte und Fashion Studies eine neue Perspektive, indem die Verflechtungen von Kunst und Mode im Kontext der Weltausstellungen mit postkolonialer und dekolonialer Theoriebildung fundiert werden. Solche Ansätze sind insbesondere geeignet, die Ambivalenzen herauszuarbeiten, da sie binäre Konstruktionen von Zentrum und Peripherie, Moderne und Tradition durch eine Vervielfältigung der Perspektiven erweitern. Das Forschungsprojekt arbeitet die „entangled histories“ von Kunst und Mode auf Weltausstellungen vor dem Hintergrund von Kolonialismus, Imperialismus und Globalisierung heraus. Anhand von Case-Studies in den beiden folgenden Schwerpunktbereichen sollen wesentliche Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie im vielschichtigen Kontext der Weltausstellungen Kunst und Mode miteinander verbunden wurden: 1. “Fashioning the World” (geleitet von A. Karentzos) wird auf die Rolle von Mode und Textilien im globalisierten Kontext künstlerischen Austauschs auf Weltausstellungen scharfstellen; und 2. “De-/Colonial Modernities: Representing ‘Peripheries’ at World’s Fairs” (geleitet von M. Oesterreich) wird auf die ambivalente Position Lateinamerikas in Form `peripherer` Re-/Präsentationen fokussieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartner Professor Dr. Thomas Kirchner
 
 

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