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Neue Evidenz zur Rolle von Finanzberatung

Fachliche Zuordnung Management und Marketing
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 495060102
 
Finanzentscheidungen gehören zu den wichtigsten Entscheidungen privater Haushalte. Dabei verlassen sich viele Haushalte auf Finanzberatung. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, die Bedeutung von Finanzberatung in drei unterschiedlichen Kontexten besser zu verstehen. Alle drei Teilprojekte sind empirischer Natur und verwenden anonymisierte Daten von Kunden und Beratern einer großen Schweizer Bank. Im ersten Teilprojekt werden wir den Einfluss von Finanzberatung auf das Vorsorgesparen analysieren. In den letzten Jahrzehnten haben viele Länder ihr Vorsorgesystem dahingehend reformiert, dass Verantwortung für das Einkommen im Alter zumindest teilweise vom Staat an die Bürger transferiert wurde. Eine starke Abhängigkeit von der privaten Altersvorsorge macht jedoch finanziell verletzlich und viele Rentner wünschten sich, sie hätten mehr für den Ruhestand angespart. Wir werden untersuchen, ob und wie Beratung Individuen helfen kann, sich finanziell besser auf den Ruhestand vorzubereiten. Dabei werden wir spezielles Augenmerk auf Gruppen werfen, von denen bekannt ist, dass sie besonders stark von Altersarmut betroffen sind, wie z.B. Frauen, ärmere und schlechter ausgebildete Individuen. Im zweiten Teilprojekt werden wir untersuchen, ob und wie Finanzberatung Investoren helfen kann, eine Krise zu bewältigen. Konkret werden wir die aktuelle COVID-19 Krise verwenden, um zu analysieren, ob und wie Beratung helfen kann, Panik und irrationales Verhalten in Zeiten hoher Unsicherheit und Angst zu vermeiden. Dazu werden wir das Investorenverhalten, die Nachfrage nach Beratung, die Bereitstellung von Beratung, sowie den allfälligen Nutzen der erfolgten Beratung während der Krise beleuchten. Im dritten Teilprojekt werden wir die Rolle der Vergütungsstruktur für Finanzberater analysieren. Konkret wollen wir uns anschauen, wie ein Verbot von Provisionszahlungen von Produkteanbietern an Berater (sog. „Kickbacks“) die Qualität der Beratung beeinflusst. Solche Kickbacks können zu Interessenkonflikten führen, da sie Beratern Anreize setzen, den Kunden diejenigen Produkte zu empfehlen, die die höchsten Kickbacks generieren, und nicht diejenigen Produkte, die den Kundenbedürfnissen bestmöglich entsprechen. Neue Vorschriften in der Schweiz sowie der Europäischen Union zwangen die uns Daten liefernde Bank im Januar 2018 von einer Provisionsberatung zu einer Honorarberatung zu wechseln. Wir werden zuerst untersuchen, inwiefern dies die Profitabilität verschiedener Finanzprodukte für die Bank beeinflusst hat. Wir werden dann analysieren, ob und wie sich die Empfehlungen der Berater verändert haben. Schließlich werden wir uns anschauen, ob der Verzicht auf Kickbacks zu besserer Beratung geführt hat. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, neue Erkenntnisse zur Rolle von Finanzberatung in den Finanzmärkten zu liefern. Unsere Ergebnisse sind somit nicht nur für Forscher relevant, sondern auch für politische Entscheidungsträger, Finanzdienstleister und die breite Bevölkerung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartner Professor Dr. Markus M. Schmid
 
 

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