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Ein task dynamic Modell prosodischer Stärke-Relationen (TARE)
Antragsteller
Dr. Simon Roessig
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung von 2022 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 495931197
Die artikulatorischen Bewegungen zur Produktion von Konsonanten und Vokalen werden systematisch von der prosodischen Struktur einer Äußerung beeinflusst. An Phrasengrenzen und unter Akzentuierung lassen sich längere und größere Bewegungen von Zunge und Kiefer beobachten. Diese Ergebnisse zeigen, dass Prosodie nicht nur von tonalen Aspekten geprägt ist, sondern von einer Vielzahl phonetischer Parameter. Dynamische Modellierungsansätze haben begonnen, die Effekte der Prosodie auf die Artikulation mit prosodischen Modulationsgesten zu beschreiben. Diese Gesten haben keine eigenen Zielpunkte im Vokaltrakt, sondern beeinflussen Artikulationsgesten bei der Produktion von Vokalen und Konsonanten. Da sich die meisten Modelle von Modulationsgesten mit den Effekten von prosodischen Grenzen auf die Artikulation beschäftigen, gibt es kaum Arbeiten zur Modellierung von prosodischer Prominenz. Das Projekt schließt diese Lücke und entwickelt basierend auf experimentellen Untersuchungen ein dynamisches Modell für prosodische Prominenz-Modulationen auf Phrasenebene. Dabei ist ein Ziel, eine adäquate Charakterisierung von Modulationsgesten für prosodische Prominenz zu finden. Eine offene Frage ist, ob prosodische Modulationen in erster Linie zeitliche oder räumliche Modifikationen darstellen. Darüber hinaus zeigen Studien zur Intonation, dass die Relationen zwischen mehreren Prominenzen innerhalb einer Phrase eine besondere Rolle spielen. Pragmatische Bedeutungen sind offensichtlich nicht nur lokal prosodisch kodiert, sondern entstehen durch die Verhältnisse bezüglich der Stärke mehrerer prosodischer Prominenzen. Die Arbeit konzentriert sich bei der Modellierung daher besonders auf die Stärke-Relationen mehrerer Elemente innerhalb einer Phrase, sowie auf graduelle Aspekte von prosodischen Modulationen. Es nutzt den Ansatz der gekoppelten Oszillatoren, um mehrere prosodische Modulationen innerhalb einer Phrase miteinander in Interaktion zu bringen. Die dynamische Modellierung erlaubt nicht nur eine Abbildung der Interaktion mehrerer Elemente in der prosodischen Hierarchie, sondern auch der graduellen Beeinflussung der prosodischen Stärke. Damit kann das Modell prosodische Stärke jenseits einer Dichotomie von akzentuiert vs. unakzentuiert darstellen. Ein weiteres Ziel des Projekts ist, die Interaktion von artikulatorischen und tonalen Aspekten zu erforschen. Dabei steht im Zentrum, wie prosodische Modulationen gleichzeitig auf supra-laryngale Konstriktionsgesten, also Artikulationsbewegungen für Konsonanten und Vokale, und tonale Gesten für Tonakzente wirken können.
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
USA
Gastgeber
Professor Sam Tilsen, Ph.D.