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Netzwerk Diachrone Metalepse

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 496137619
 
Metalepsen (‚Erzählebenenüberschreitungen‘) sind in den letzten zwei Jahrzehnten ins Zentrum verschiedener literaturwissenschaftlicher Disziplinen gerückt. Die Attraktivität des Themas basiert, abgesehen vom gestiegenen Interesse an narratologischen Ansätzen überhaupt, nicht zuletzt darauf, dass sich an metaleptischen Phänomenen zentrale Konzepte des Erzählens diskutieren lassen: Was bedeutet ‚Erzählen‘ und wie agiert ein Erzähler? Auf welchen Ebenen findet Erzählen statt und in welchem Bezug stehen diese Ebenen zueinander? Wie verhält sich die erzählte Welt zur Wirklichkeit? Indem Metalepsen reale oder gedachte Grenzen überschreiten, werfen sie zugleich auch ein Licht auf ein Kernanliegen von Erzähltexten: nämlich diese Grenzen zwischen erzählender und erzählter Welt zu überbrücken. Damit erweisen sich Metalepsen per se als (implizit) metanarrativ. In der Forschung stehen vorrangig illusionsstörende Metalepsen moderner Literaturen den vorrangig illusionskompatiblen Metalepsen antiker und mittelalterlicher Literaturen gegenüber. Phänomene, die in ihrer Form prinzipiell vergleichbar sind, können in verschiedenen Texten und Epochen also offenbar verschiedene Funktionen innehaben. Gerade für die Metalepsenforschung wurde daher immer wieder das Desiderat eines diachronen und/oder transdisziplinären Ansatzes formuliert. Zugleich zeichnet sich mehr und mehr ab, dass sich eine umfassende „Geschichte der Metalepse“ angesichts der Breite des Konzepts, der Wandelbarkeit, die das Phänomen charakterisiert, und der Feinarbeit, die jede einzelne Verwendung erfordert, kaum sinnvoll schreiben lässt. Dieser doppelten Herausforderung möchte sich das Netzwerk Diachrone Metalepse stellen, in dem Literaturwissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten.Das Netzwerk soll Texte von der griechischen Antike bis zur zeitgenössischen Literatur auf formal-strukturell analoge Phänomene vergleichen, um die Frage zu beantworten, ob und wie sich bestimmte metaleptische Phänomene in verschiedenen historischen Kontexten unterscheiden und inwieweit sich hierbei Kontinuitäten oder Entwicklungstendenzen ausmachen lassen. Dabei sollen zu klar definierten metaleptischen Einzelphänomenen, die sich in Texten verschiedener Epochen finden, in exemplarischer Form aussagekräftige Passagen aus verschiedenen historischen und literarischen Kontexten eingeordnet und verglichen werden, um ihre erzählkonzeptionellen Prämissen (einschließlich spezifischer Bedingungen einzelner Werke) schärfer zu konturieren. Übergeordnetes Ziel dieser Vergleiche ist es, Einsichten in die diachrone Entwicklung und historisch-kulturelle Bedingtheit universaler Erzählkonzepten und -prinzipien zu gewinnen; sie zielen damit auf zentrale Anliegen sowohl der Diachronen als auch der Historischen Narratologie.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

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