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Die Materialität des Marmors in der französischen Bildhauerei des 18. Jahrhunderts
Antragstellerin
Dr. Marthe Kretzschmar
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 496632576
Im 18. Jahrhundert etablierte sich ein neuer empirischer Zugang zur Natur. Dies hatte auch Konsequenzen für Marmor, der sowohl künstlerisches Material als auch geologischer Untersuchungsgegenstand war. Neues, wissenschaftliches Wissen über Marmor spezifizierte nicht nur dessen Taxonomie und Rolle innerhalb der Erdgeschichte, sondern veränderte auch dessen semantische Qualitäten, etwa in Bezug auf Historizität oder topografische Konnotationen. Das Ziel dieser Studie ist die Erarbeitung eines Interpretationsfeldes, welches die Materialität des Marmors in der Skulptur in den Kontext der dynamischen geologischen Debatten des 18. Jahrhunderts stellt. Aufgrund der im 18. Jahrhundert führenden Stellung der französischen Kultur und einer institutionellen Struktur, welche für die europäische Kunst Maßstäbe setzte, ist davon auszugehen, dass die Forschungsergebnisse dieser Untersuchung auch eine über die französische Kunstgeschichtsschreibung hinausgehende Relevanz haben. Die Studie verbindet Skulpturenforschung mit der Geschichte der Geologie für das französische 18. Jahrhundert und untersucht das zeitgenössische kunsthistorisch relevante Wissen über Marmor. Eine zentrale Hypothese ist die Annahme, dass geologisches Wissen auch Einfluss auf die Wahrnehmung von Stein und insbesondere Marmor bei Künstlern und Künstlerinnen sowie auf die Personen hat, welche Kunstwerke betrachten. Die Untersuchung konzentriert sich auf drei Themengebiete: 1) Diskurse über Marmor in Kunstliteratur und geologischen Traktaten, 2) theoretisches und praktisches Wissen von Bildhauern über Marmor und 3) eine Formanalyse der Darstellung von Stein in Marmorskulpturen. Das Projekt verfolgt somit drei unterschiedliche, jedoch eng miteinander verflochtene Wege, um die Materialität des Marmors an den Schnittstellen zwischen Bildender Kunst und Wissenschaftsgeschichte zu analysieren. Zunächst werden bekannte Diskurse über Marmor in der Kunstliteratur vor dem Hintergrund sich neuformierender geologischer Theorien beleuchtet. Zweitens richtet sich der Fokus auf das praktische Wissen in den Bildhauerwerkstätten im Spannungsfeld der Bildhauertheorie. Im letzten Anschnitt wird der bildhauerischen Aufgabe nachgegangen, ‚Stein‘ in einer Marmorskulptur darzustellen und nach zugrundeliegenden formalen Materialitätskonzepten gefragt. Der Ansatz dieser Studie ermöglicht transdisziplinäre Schritte zwischen Geistes- und Naturwissenschaften. Am Beispiel der französischen Bildhauerei des 18. Jahrhunderts ist sie ein Beitrag zur kunsthistorischen Erforschung von Marmor und eine systematische Auseinandersetzung mit einem Gestein, welches zu den bedeutenden Materialien der europäischen Geschichte der Skulptur zählt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen