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Jüdisches Filmerbe

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497126216
 
Jüdische Filmgeschichte ist ein noch junges, aber dynamisches Forschungsfeld; „Jüdisches Filmerbe“ hingegen ist bislang ein Desiderat. Es kann in Anschluss an den in den letzten Jahren zunehmend diskutierten Begriff Filmerbe konzeptualisiert werden, der Filme „nicht als interpretierbare Texte oder Ergebnisse eines bestimmten Produktionsvorgangs adressiert, sondern als Beziehungsgeflecht aus ihrem materiellen Zustand, ihrem legalen Besitz und aus verschiedenen Akteuren“ (Chris Wahl) versteht. Der Begriff Filmererbe geht damit weit über Filmgeschichte hinaus, da so die Bedingungen, unter denen Filmgeschichte geschrieben wird, sichtbar gemacht werden. Mit dem Begriff kann zudem von der Filmgeschichtsschreibung vernachlässigtes audiovisuelles Material (wie Amateur-, Industrie-, Lehr- und Werbefilme) inkludiert werden. Weiterhin ermöglicht dieser Ansatz, parafilmische und filmbegleitende Materialien sowie Abspielorte und Aufführpraktiken (von DP-Camps, über Filmveranstaltungen in Gemeinden bis zu Jüdischen Filmfestivals) einzuschließen und die Biografien jüdischer Filmschaffender zu berücksichtigen.Ziel des Projektes „Jüdisches Filmerbe“ ist es, eine wissenschaftlich fundierte Arbeitsdefinition des Terminus zu entwickeln, die an literaturwissenschaftliche Forschungen zum Verständnis von „Jüdischen Literaturen“ ebenso anschließt wie an filmwissenschaftliche Ansätze zum Umgang mit audiovisuellem Erbe und Überlegungen der Critical Heritage Studies. Grundlage dafür bildet eine breit angelegte Kartierung des bisher unerschlossenen Gegenstandes „Jüdisches Filmerbe“ von den Anfängen des Mediums Films bis in die Gegenwart mittels einer Datenbank. Diese ermöglicht eine Bestandsaufnahme mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum, die Filme unterschiedlicher Gattungen und Formate ebenso einbezieht wie Filmschaffende, Institutionen und Akteur*innen, bspw. jüdische Organisationen, Privatpersonen, Museen oder Archive. Gleichzeitig soll die Datenbank Anknüpfungspunkte für das Feld des europäischen „Jüdischen Filmerbes“ und internationale Perspektiven bieten und die Formulierung weiterer Forschungsfragen ermöglichen. An diese Grundlagenforschung schließen zwei Fallstudien an und erproben den Begriff an konkreten Gegenständen: Erstere zum ‚Gebrauchsfilm‘ untersucht Lehr- und Imagefilme jüdischer Institutionen und Organisationen als „Jüdisches Filmerbe“ und nimmt die Entstehungs- und Produktions- sowie der Distributions- und Rezeptionsbedingungen dieser ‚Gebrauchsfilme‘ in den Blick. Die zweite schließt an Forschungen zu jüdischen Themen und Filmschaffenden im DEFA-Film an und fragt anhand des konkreten Materials, ob und inwiefern von einem jüdischen Filmerbe der DDR gesprochen werden kann.Die Potsdamer Forschungseinrichtungen streben durch das geplante Projekt nicht nur die Stärkung des Forschungsfeldes „Jüdischer Film“ an, sondern auch die Einrichtung eines entsprechenden Sammlungsschwerpunktes, der Filme und Literatur zu diesem Themenkomplex bereitstellen soll.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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