Detailseite
Projekt Druckansicht

Wie nass ist nass? Rekonstruktion der Wasserverfügbarkeit in der Wiege der Menschheit

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Annett Junginger; Dr. Hubert Vonhof
Fachliche Zuordnung Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Geologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497337382
 
Die Rolle des Klimas und der Umwelt auf die menschliche Evolution wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Inspiriert von diesen Diskussionen führte das Hominin Sites Paleolakes Drilling Project (HSPDP) fünf Tiefbohrkampagnen in der Nähe wichtiger Fossilienfundstellen in Ostafrika zwischen 2012-2014 durch. Das Chew-Bahir-Becken in Südäthiopien, als eine der Bohrlokationen, befindet sich in der Nähe der ältesten Fundstelle von Homo sapiens in Ostafrika und dem benachbarten fossil-reichen Turkana Becken. Die Analyse der ICDP-Chew Bahir Bohrkerne CHB14 ergab, dass während der letzten 620 000 Jahre verschiedene Phasen der Umweltveränderung mit Meilensteinen der Menschheitsgeschichte zusammenfallen, inklusive einer raschen Ausbreitung während Feuchtphasen (Pluvials) aus Afrika heraus. Obwohl die Proxies in den Sedimentanalysen intensiv auf ihre Aussagekraft getestet wurden, fehlen uns weiterhin quantitative Informationen über die zeitliche Trinkwasserverfügbarkeit und ein Verständnis der treibenden und konkurrierenden Mechanismen. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es daher, mit Hilfe einer Multi-Isotopen-Studie (87Sr/86Sr, δ18O, δ13C) an Mikrofossilien der CHB14-Kerne, eine 620 000-Jahre zurückreichende Rekonstruktion hydrologischer Veränderungen im S-Äthiopischen Rift zu erstellen. 87Sr/86Sr wird hierbei verwendet, um den Überlauf (heute kein Überlauf) und damit die Verbindung der südäthiopischen Rift-Seen Abaya, Chamo und Chew Bahir zu rekonstruieren. Der Überlauf der Seen reflektiert dabei stark erhöhte Niederschläge (+25-40%) und die zeitliche Co-Existenz mehrerer großer Frisch-Wasserkörper entlang der südlichen Migrationsroute. δ18O und δ13C geben dabei Informationen über den Verdunstungs- sowie den offenen/geschlossenen Status des Chew Bahir Paläo-Sees. Des Weiteren wird eine Paläo-Saisonalitätsstudie durchgeführt, bei welcher δ18O und δ13C Messungen an saisonalen Lagen mehrerer Süßwasser-Austern und Stromatolite von der letzten afrikanischen Feuchte-Periode (15-5 ka) detaillierte Einblicke in das E/P-Gleichgewicht des Paläo-Sees über mehrere Jahre geben werden. Hierbei wird vor allem das Augenmerk auf mögliche Einflussmechanismen kurzzeitiger Trockenereignisse innerhalb eines Präzession-gesteuerten Pluvials gelegt. Die Ergebnisse dieses Projekts liefern die längste und kontinuierlichste Aufzeichnung der Wasserverfügbarkeit im Süd-Äthiopischen Rift und geben Aufschluss über die Auswirkungen und Interferenzen von Orbital-Parametern und Glazial-Interglazial-Zyklen sowie kurzzeitigen, klimatischen Einflüssen auf den Wasserhaushalt der Region. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, Hypothesen über die Verbreitung von Homininen zu verfeinern, die darauf hindeuten, dass feuchtere Umweltbedingungen die weiträumige Expansion des Menschen in neue Gebiete erleichtert haben könnten, während weniger günstige Trockenperioden zu räumlicher Einengung und Isolierung lokaler menschlicher Populationen geführt haben könnten.
DFG-Verfahren Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung