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„Die Intelligenz“ als Topos soziologischer Debatten um 1900: „Wissenschaftlicher Journalismus“ und Gegenstandsbildung in der Sozialforschung

Antragsteller Dr. Aleksei Lokhmatov
Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497393760
 
Das Projekt beschäftigt sich mit den soziologischen Debatten um „die Intelligenz“ als soziale Schicht, die sich im Deutschen Kaiserreich um 1900 vollzogen. „Die Intelligenz“ oder „Intelligenzija“ wird aus gegenwärtiger Perspektive in der Regel als ein kulturelles und gesellschaftliches Konzept russischen bzw. osteuropäischen Ursprungs begriffen. Tatsächlich wurde der Begriff im deutschsprachigen Raum im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht nur in publizistischen Debatten, sondern auch im soziologischen Diskurs verwendet. Parallel zur Entwicklung der Eugenik und von Intelligenztests stieg die „Intelligenz“ zu einer zentralen Kategorie der deutschen Sozialforschung auf, eine Stellung, die sie zum Ende des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen wissenschaftlichen Raum wieder verloren hat. Ziel des Projektes ist es, diese Entwicklung nachzuzeichnen. Dabei soll gezeigt werden, wie die „Intelligenz“ in der mehrsprachigen intellektuellen Landschaft des Deutschen Kaiserreiches in den Fokus der Sozialforschung rückte und welche Faktoren dazu beitrugen, dass eine Kategorie, die zunächst die geistigen Fähigkeiten eines Menschen beschrieb, zu einem analytischen Instrument der Sozialwissenschaften werden konnte. Darüber hinaus behandelt das Projekt die Frage, welche Vorstellungen von Gesellschaft und Gesellschaftsstruktur die Verwendung dieser Kategorie in der Sozialforschung ermöglicht hat. So wird dieses Projekt weniger eine begriffsgeschichtliche als eine historisch-epistemologische Perspektive einnehmen, die wissenschaftsgeschichtliche Ansätze auch mit der Geschichte des Journalismus in Verbindung bringt. Im Gegensatz zur bestehenden Forschung über die „Intelligenz“ als soziale Schicht wird das Projekt einen wissenschaftshistorischen Ansatz zur Entstehung dieser Kategorie entwickeln und somit eine kritische Auseinandersetzung mit der soziologischen Epistemologie der Intelligenz anstreben.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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